1852 -
Koblenz
: Bädeker
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Krieg wegen Polen und Italien. Türkenkrieg.
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3) Der Krieg wegen Polen und Italien 1733—38.
Als August Ii., König von Polen, gestorben war, bewog Ludwig Xv.
von Frankreich einen großen Theil des polnischen Adels, seinen
Schwiegervater Stanislaus Leszinsky wieder auf den Thron zu er-
heben, während eine andere, von Rußland und dem Kaiser unterstützte
Partei den Sohn des verstorbenen Königs, den Kurfürsten von Sach-
sen, August Iii. wählte. Stanislaus ward durch ein russisch-sächsi-
sches Heer vertrieben, aber Ludwig Xv. und die ihm verwandten
Könige von Spanien und Sardinien nahinen sich seiner an und er-
klärten dem Kaiser beit Krieg, dessen Schauplatz Italien und der
Oberrhein war. Lothringen, dessen Herzog Franz Stephan Gemahl
der Maria Theresia werden sollte, die österreichische Lombardei, Ne-
apel und Sicilien wurden von den Alliirten besetzt; am Rhein be-
hauptete sich der schlecht unterstützte Eugen wenigstens in der Defen-
sive und bewahrte den Kaiser vor auffallendem Unglück, wogegen die
kaiserlichen Feldherren in Italien Alles bis auf Mantua verloren.
Nach langen Unterhandlungen kam der Friede zu Wien 1738 zu
Stande: Stanislaus verzichtete auf den Thron und erhielt als Ent-
schädigung Lothringen und Bar mit der Bedingung, daß diese Her-
zogthümer nach seinem Tode als Erbtheil seiner Tochter an Frank-
reich fallen sollten, der Herzog von Lothringen Franz Stephan er-
hielt das durch das Aussterben des Hauses Medici (1737) damals
erledigte Großherzogthum Toscana; der Kaiser trat das Königreich
beider Sicilien an den Jnfanten Don Carlos gegen Parma und
Piacenza ab, wofür Frankreich sich zur Garantie der pragmatischen
Sanction verstand.
4) Krieg der Türken gegen Rußland und Oesterreich
(1736—1739). Tie russische Kaiserin Anna benutzte einen zwischen
den Türken und Persern ausgebrochenen Krieg, um das von Peter
d. Gr. im Frieden am Pruth abgetretene Asow wieder zu gewin-
nen, welches auch gelang. Desto unglücklicher aber war ihr Bundes-
genosse Kaiser Karl, welcher an dem Kriege Theil nahm in der Hoff-
nung, durch Eroberungen in der Türkei den Verlust von Neapel und
Sicilien zu ersetzen, die Türken waren den schwachen und seit Eu-
gen's Tode (f 1736) schlecht angeführten österreichischen Heeren in
3 Feldzügen stets überlegen und erhielten im Belgrader Frieden
(1739) einen großen Theil der früheren Verluste zurück, indem die
Donau und Sau als Grenze beider Reiche festgesetzt wurde; Ruß-
land behielt Asow.