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1. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 158

1852 - Koblenz : Bädeker
Litteratur. ii>8 waren, aber im 17. Jahrh. war die Poesie durch sclavische Nach- ahmung fremder, besonders französischer Vorbilder, durch die herr- schende Richtung zu falschem Pathos oder breiter Nüchternheit gänz- lich in Verfall gerathen. Seit dem Anfang des 18. Jahrh. began- iien die vielseitigsten Versuche theils durch eigene Productionen, theils durch Kritik einen einfachem, geläuterten Geschmack auf dem Gebiete der Poesie herbeizuführen. Die eigentliche Emancipation unserer Literatur vom Auslande und die Periode des Strebens nach Origi- nalität begann aber erst mit Klopstock (1724— 1803) und Wie- land (1733—1813). Jener fand in Religion, Vaterlandsliebe und Freundschaft hinreichenden Stoff zu poetischen Originalwerken (Messias, Oden) und schuf uns eine neue, durch Gedrängtheit, Kraft und Kühnheit des Ausdrucks ausgezeichnete, freilich auch mitunter dunkle Dichtersprache, welcher Wieland eine größere Beweglichkeit und An- muth verlieh. Doch erst Lessing (1729 — 1781) führte uns zu uns selbst zurück und ward sowohl Begründer einer wissenschaftlichen Kritik, wie Schöpfer einer gediegenen deutschen Prosa. Gleichzeitig wirkte Herder (1744— 1803) entschieden auf die neue Gestaltung der Nationallitteratur und zwar weniger durch eigene Dichtungen, welche meist allegorischer Art und von didaktischer Tendenz waren, als durch Kritik und besonders durch eine Reihe von Uebersetzungen, Bearbeitungen und Nachbildungen der Volkspoesie fast aller Völker und Zeiten, so wie auch durch eine philosophische Auffassung und Behandlung der Geschichte. Der Göttinger „Hainbund", dessen eigentliche Seele Joh. Heinr. Voß war, bildete theils Klopstock's Richtungen weiter aus (so die Gebrüder Stolberg), theils erneute er die Volksdichtung (so Bürger), theils gab er der Sprache und Verskunst eine bedeutende Entwickelung, so namentlich Voß durch seine Uebersetzungen. Die höchste Blüte erlebte unsere Nationaldich- tung in Weimar, wo durch das Zusammentreffen von Wieland, Herder, Goethe (1749 — 1831), Schiller (1759 — 1805) u. a. ein Verein von talentvollen Männern sich bildete, die in vollendeten poetischen Productionen wetteiferten und sich gegenseitig über die höchsten Forderungen der Kunst aufklärten. Am entschiedensten wirkten Göthe und Schiller aus ihre Nation ein. Jener, besonders nachdem er während seines Aufenthaltes in Italien das wahre Prin- zip der Kunst nicht in der Nachahmung der gewöhnlichen Natur, sondern in der Idealität der Auffassung erkannt hatte, weckte durch Werke der verschiedensten Art, welche mit dem würdigsten menschli-
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