1852 -
Koblenz
: Bädeker
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Preußen unter dem deutschen Orden.
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er dadurch die Eifersucht des Köuigs von Polen, der ebenfalls jenes
auch ihm wichtige und wohl gelegene Land zu erlangen gehofft hatte.
Die Eifersucht brach in Krieg aus, als der Großfürst von Lithauen
mit Zustimmung des Königs von Polen das kurz vorher überlassene
Samogitien wegnahnl; der Orden erlitt eine große Niederlage bei
Tanuenberg 1410, welche seine Macht für immer brach. Nur der
tapfern Vertheidigung Marienburgs durch Heinrich von Plauen ver-
dankte er seine Rettung und den billigen Frieden zu Thorn (1411),
worin Saniogitien abgetreten wurde. Bald (1416) ward die Macht
des Hochmeisters beschränkt, indem er, um das Land an den Orden
zu fesseln, die Einführung neuer Auflagen von der Zustimmung des
sog. Landrathes abhängig machte, welcher (Anfangs aus den klüg-
sten Brüdern des Ordens, zehn Männern aus dem Adel und zehn
Abgeordneten der Städte) nach seiner Reorganisation aus 6 Ordens-
gebietigern, 6 Prälaten, 6 aus dem Landadel und 6 Bürgern —
alle nach des Hochmeisters Wahl — bestand, sich jährlich in Ma-
rienburg versammelte und in allen wichtigen Landesangelegenheiten
zu Rathe gezogen ward. Die drückende Herrschaft des Ordens ver-
anlaßte die Verbindung des Landadels und der Städte zu dem preu-
ßischen Bunde zu Marienwerder, welcher den: Orden den Gehorsam
aufkündigte (1454) und sich unter den Schutz Polens begab. Nach
einem 13jährigen Kriege gegen den Bund und die Polen mußte der
Orden im zweiten Frieden zu Thorn 1466 Westpreußen an Polen
abtreten und behielt Ostpreußen blos als polnisches Lehen. Der
Hauptsitz wurde nach Königsberg verlegt.
Als wiederholte Versuche, sich von der polnischen Herrschaft zu
befreien und die Huldigung zu verweigern, ohne Erfolg geblieben
waren, glaubte die Mehrzahl der Ordensbrüder durch die Wahl
eines Fürsten, des Markgrafen Albrecht von Brandenburg (s. d.
Stammtafel S. 165), Enkel des Kurfürsten Albrecht Achilles und,
was noch wichtiger schien, Schwestersohnes des Königs Sigmund
von Polen, zum Hochmeister die Lage des Ordens zu verbessern.
Aber dieser gerietst wegen Weigerung der Huldigung mit dem Könige
von Polen in Krieg und ging nach Abschluß eines Waffenstillstandes
nach Deutschland, angeblich, um Hülfe für den Orden zu suchen.
Hier lernte er Luther und Melanchthon kennen, ließ sich von diesen
bewegen, den Orden aufzuheben, sich zu vermählen und Preußen in
ein weltliches Fürstenthum zu verwandeln. Die Ausführung dieses
Rathes ward dadurch erleichtert, daß inzwischen die reformirte Lehre