1855 -
Braunschweig
: Vieweg
- Autor: Assmann, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1855
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Neueste Zeit.
Zweiter Zeitabschnitt
Erschlaffet ist der ganze Staat,
Das Volk entfremdet man der That;
Das Heer nur ist des Staates Schutz,
Und bietet frech dem Bürger Trutz ').
20.
1606' Von Süd zieht fremde Schaar heran;
Die stehet tapfer Mann für Mann *).
Umsonst daß Louis Ferdinand
Io. Oct. Bei Saatfeld auf der Vorhut stand;
i4. oct. Bei Jena und bei Auerstädt
Das ganze Heer zu Grunde geht!
Das war die traur'ge Doppelschlacht,
Die Preußens Ruhm ein Ende bracht'.
21.
Und aufgelöset flieh'n die Schaaren,
Die jüngst des Sieges sicher waren.
Ja, auch die Vesten steht man fallen,
Es fehlt der beff're Geist in Allen.
In Colberg nur traf Nettelbeck
Und Gneisenau den rechten Fleck.
»Der Bürger ist des Staates Mauer,
Nur B ü rg e rsi n n verheißt ihm Dauer3)!«
22.[
Jetzt sucht bei Fremden Preußen
Schutz,
Noch bietet Rußland Frankreich Trutz;
Da weiß Napoleon in Polen
Und Sachsen Stützen sich zu holend.
Bald aber von Berlin ergeht
Napoleon's Blokad' - Decret, — 21 •9jo1’
Ein neu System! — und abgetrennt
Steht England von dem Continent')!
23.
Ob auch den Winter fort man kriegt, 1807
Bei Eilau schier der Russe siegt, — sei»-.
Im Sommer folgt die Friedlands-
schlacht, 14.Junv
Die bald dem Krieg ein Ende macht °).
Schon steht man friedlich bei einander
Napoleon und Alexander.
Zu Tilsit machten Beide Frieden, 7. Julis
Den Beide Preußen auch beschiedend- s. Ju«.
24.
An Frankreich Preußen überläßt,
Was von der Elbe liegt im West;
Jerome wird »König von Westfa-
len«,
Kriegskvsten auch muß Preußen zahlen.
Es soll das »Königreich« von Sachsen <,
Durch Warschau bis gen Rußland
wachsen;
So reicht der Rheinbund-Kön'ge Land
Bis Oest'reich, Preußen, Russen land.
Napoleon und Alexander
Sieht man bald wieder bei einander;
*) Durch das Princip der Alleinregierung war die urdeutsche Selbstverwaltung
im preußischen Staate völlig zurückgedrängt und dadurch aller Gemeingeist erstickt.
— 2) Die französischen Heere, die noch von dem vorjährigen Feldzuge in Süddeutschland
standen, drangen über den Thüringer Wald gegen Preußen vor. Prinz Louis Ferdi-
nand, der Neffe des Königs, fiel bei Saalfeld als eines der ersten Opfer. Abr. S. 319.
— 3) Während bei der allgemeinen Cntmuthigung fast alle preußischen Festungen
rasch fielen, hielt sich Colberg, besonders durch die Thätigkeit des 70jährigen Bürgers
Nettelbeck in Verbindung mit Schill als Freischaarenführer und später unter Lei-
tung Gneisenau's. Abr. S. 320. — 4) Als Abgeordnete der preußisch- und russisch-
polnischen Provinzen von Napoleon Herstellung Polens verlangten, gab er freilich nur
ungewisse Vertröstungen. Schon bei seinem Aufenthalt in Posen aber (Dec. 1806) zog
er Sachsen, das er zum Königreich erhob, in den Rheinbund und vergrößerte das-
selbe im Frieden (zu Tilsit) durch das Herzogthum Warschau. — 6) Nach der Zerstö-
rung der französischen Seemacht bei Trafalgar versuchte Napoleon, England durch Ab-
sperrung desselben vom Continente (das mit dem Blokadedecrete vom 21. November 1806
eröffnete Continentalsystem) allmählich zu schwächen. Abr. S. 318. 320. — ") Nach
einem unglücklichen Winterfeldzuge Napoleon's führte der eine Sieg bei Fried land,
wo er die Russen auf ein ungünstiges Schlachtfeld gelockt hatte und sie durch eine
Ueberzahl von Truppen erdrückte, Napoleon's altes Kriegsglück in vollem Glanze wieder
herauf. — ?) Zu Tilsit schien nur die Fürsprache deö russischen Kaisers Preußen vor
gänzlichem Untergange zu bewahren. Abr. S. 320.