1834 -
Minden
: Eßmann
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preussen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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erfassen und die Regierung eines Reichs übernehmen,
das einer Wüste glich. In Berlin waren kaum 300
Einwohner, in den Provinzen lagen Schutthaufen an
Schutthaufen, und der Acker war seit Jahren nicht mehr
bebaut. Einwohner fanden sich entweder gar nicht mehr,
oder doch nur sehr wenig, und dann waren sie bettelarm.
Die Regierung über dies unglückliche Land hatte Georg
Wilhelm seinem Minister Graf Adam zu Schwarzenberg
überlassen, von dem man glaubte, daß er ein Verräther
sei und das Land zum eignen Vortheile bis auf's Blut
aussauge. Die wenigen brandenburgischen Soldaten
standen im Dienste des Kaisers, so daß auf ihre Treue
nicht zu rechnen war. Wenn der junge Churfürst bei
einem solchen Elende verzagt geworden wäre, wahrlich,
man hatte es ihm nicht verdenken können. Aber in dem
jungen Fürsten arbeitete eine Kraft, die Großes auszu-
führen vermochte, und ein Muth, der sich nicht leicht
niederbeugen ließ. Darum ergriff er kräftig die Regie-
rung und suchte nach und nach alles Unglück zu überwin-
den. Zuerst schloß er mit den Schweden Frieden, damit
das Land Ruhe erhalte. Die feindlichen Kriegsvölker
räumten Städte und Dörfer, und so war Friedrich Wil-
helm doch Herr seines Reichs. Darauf wollte er den
Minister Schwarzenberg strafen. Doch den traf des
Himmels Hand; er starb schon im Jahre 1641. Nun
war noch das Heer umzuformen. Es wurde ganz auf-
gelöset und vorläufig 2000 Soldaten genommen, auf
welche der Churfürst sich verlassen konnte. Das schwerste
Geschäft blieb aber dem jungen Regenten noch übrig,
nämlich, dem Lande im Innern aufzuhelfen. Im Jahr
1643 bereisete er die Provinzen, und sah nun mit eige-
nen Augen das gräßliche Elend. Freundlich munterte
er die wenigen Einwohner auf, sich wieder Häuser zu
bauen und den Acker zu bestellen. Er schickte den Land-
leuten Saatkorn, Vieh und Holz, und die armen Men-
schen, durch solche Unterstützung ermuthigt, griffen die
Arbeit freudig an. Dann zog er aus dem Bremischen,
Holländischen, ja sogar aus der Schweiz Einwohner in
sein verödetes Land, die sich in demselben niederließen
und fleißig an's Werk gingen, um Dörfer anzulegen