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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 19

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Otto der Reiche. 19 im Jahre 1185 mit seinen Vasallen eine berathende Versammlung (Landgemeinde oder Landtag) zu Culwitz (d. i. Kolm am Kolmberg oder auf diesem selbst) hielt. Wie wohlthätig nun auch die Anstalten waren, welche Otto für sein Land traf, so fand er doch bei seinen Zeitgenossen nicht die Anerkennung und Dankbarkeit, die er wohl verdient hätte. Nament- lich mußte er von seinem ältesten Sohne die tiefsten und bittersten Kränkungen erfahren, die auch sein Lebensende herbeiführten. Seine Gemahlin Hedwig hatte ihm, außer zwei Töchtern*), zwei Söhne geboren: Al brecht, welcher den Namen des „Hoffärtigen" oder des „Stolzen" erhalten, und Dietrich, der gewöhnlich der „Bedrängte", zuweilen auch der „Elende" oder der „Vertriebene" beigenannt wird. Gleich seinem Vater Konrad verfügte Otto auf den Todesfall noch bei Lebzeiten über seine Länder und bestimmte für den älteren Sohn, Albrecht, die Mark Meißen, während der jüngere, Dietrich, die erkaufte Herrschaft Weißenfelö nebst andern Burgen und Gütern in Thüringen zugctheilt erhielt. Doch seine Gemahlin Hedwig, deren Liebling der jüngere Sohn war, fand an dieser nach dem damaligen Rechte ganz richtigen Theilung Mißfallen und bot alle Künste der Ueberredung auf,' um ihren Gemahl dahin zu bewegen, daß er diese Bestimmung wieder umstieß. Es gelang ihr Solches auch, und nun verfügte der alte Markgraf, daß Meißen sammt der Markgrafenwürde an Dietrich kommen, Albrecht dagegen die bei Weitem kleineren Besitzungen von Weißensels re. erhalten sollte. Doch Otto mußte diese Nachgiebigkeit gegen seine Gemahlin schwer büßen. Denn Asbrccht, über diese ihm nachtheilige Aenderung des Testaments höchst erzürnt, begann auf Anrathen mehrer seiner Freunde (darunter auch der Bruder seiner Mutter, der Herzog Bernhard von Sachsen sich befand, der ihm seinen Beistand zusicherte) einen förmlichen Krieg gegen den alten Vater, und der Ausgang dieses unnatürlichen Kam- pfes war, daß Albrecht seinen tief gekränkten Vater im Jahre 1188 gefangen nahm und ihn auf der Veste Dewin (Döben bei Grimma) sestsetzte, wo er ihn durch den Burggrafen und noch andere Freunde auf das Strengste bewachen ließ. So mußte denn der greise Mark- graf in dem Zeiträume von sechs Jahren zum zweiten Male hinter düstcrn Kerkermauern seufzen und schmachten, und dießmal durch die rohe Gewalt des eigenen Sohnes! Inzwischen wurde das meißner Land durch Einfälle der diesen oder jenen Theil Begünstigenden beun- ruhigt. Der unglückliche Vater wandte sich an seinen hohen Gönner, den Kaiser Friedrich 1., und dieser, über Albrccht's That sehr un- willig, gab demselben, bei Verlust seiner Gnade, den Befehl, den ge- fangenen Vater freizulassen, ermahnte aber zugleich den Vater, daß er seinen Schmerz überwinden und seinen Sohn wieder zu Gnaden annehmen möchte. *) Adela, an den Herzog Ottokar von Böhmen vermählt, der sie im I. 120l verstieß, worauf sie bis zu ihrem Tode (1211) als Nonne im Kloster zu Meißen lebte, und Sophie, erst an den Herzog Ulrich von Böhmen und dann an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg vermählt. 2 *
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