1854 -
Leipzig
: Hirschfeld
- Autor: Stichart, Franz Otto
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
3. Albrecht I.
(1190 — 1195.)
9iach des Vaters Tode trat Albrecht, wie cs jener zuerst ver-
fügt hatte, die Markgrafschaft Meißen an, während sein Bruder
Dietrich unter dem Titel eines Grafen die Herrschaft Weißenfels
übernahm. Wie kurz auch die Regierung Albrecht's gewesen, so
liegt doch über derselben in mehrfacher Hinsicht ein Dunkel verbreitet,
das sich um so weniger zerstreuen läßt, da die auf diesen Markgrafen
erbitterten Mönche von Zelle, durch deren Haß die Geschichte desselben
sehr entstellt worden zu sein scheint, seine einzigen gleichzeitigen Ge-
schichtschreiber gewesen sind. Diese Erbitterung hatte aber in nach-
folgender That Albrecht's ihren Grund.
Es war bekannt, daß Vater Otto dem Kloster Zelle einen
Schatz von 3000 Mark Silber anvcrtraut hatte. Sobald Albrecht
Markgraf geworden war, forderte er von den Mönchen diese Summe
zurück. Diese jedoch verweigerten dieselbe, unter der Versicherung, cs
t'ci diese Summe zu Seelenmessen bestimmt. Als Albrecht dessen
ungeachtet streng auf seiner Forderung bestand, suchten die widerstre-
benden Klosterherrcn den Schatz dadurch zu retten, daß sie denselben in
der Klosterkirche auf den Altar der heiligen Jungfrau niedcrlegtcn.
Doch Albrecht ließ sich, selbst auf die Gefahr hin, von ihnen als Kir-
chcnräubcr verschrieen zu werden, nicht abhaltcn, den Schatz, über dessen
Bestimmung jene einen Nachweis zu liefern nicht im Stande waren,
von da hinwcgzunchmcn.
Albrecht schonte auch seines Bruders nicht und erlaubte sich
Gewaltthätigkcitcn gegen die Güter, die Dietrich zugefallen waren,
sowie gegen den Thcil des Erbes, welchen nach des Vaters Willen
beide Brüder gemeinschaftlich benutzen sollten. Allmählig schloß er
ihn von den Burgen aus, die ihnen gemeinschaftlich waren, und
machte so Miene, ihn nach und nach seines Erbes ganz zu berau-
den. Der auf diese Weise lange Zeit hindurch bedrängte Graf
Dietrich von Weißenfels war endlich entschlossen, seinem Bruder-
Einhalt zu thun. Allein wie hätte cs Dietrich wagen können, gegen
seinen ihm überlegenen Bruder auf eigene Hand in die Schranken
zu treten! Darum ging er den Landgrafen Hermann von Thü-
ringen um seinen Beistand an. Doch dieser trug Bedenken, in sein