1854 -
Leipzig
: Hirschfeld
- Autor: Stichart, Franz Otto
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
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Dietrich der Bedrängte.
losgesprochene Markgraf mußte die Kriegsschäden ersetzen. Ebenso ge-
riet!) Dietrich mit Siegfried, dem Abte von Pegau, in Streitig-
keiten, der, mit Uebergehung Dictrich'ö, einen andern Klostervoigt
gewählt hatte, wogegen der gereizte Markgraf den Markt zu Pegau
und den Abt daselbst, dessen Kloster Münzgerechtsame besaß, durch Per-
leihung der Münz- und Marktgcrechtigkeit an Groitzsch zu beeinträch-
tigen suchte. Ein vom Papste ernanntes Schiedsgericht hob jene Rechte
von Groitzsch auf und verurtheilte den Markgrafen Dietrich, dem
Abte einen Schadenersatz von 7050 Mark Silber zu leisten. Der aber-
mals von Magdeburg aus über das Land ausgesprochene Bann zwang
endlich den sich weigernden Markgrafen zur Abentrichtung jener Summe.
Noch hatten die Kaiserwirren kein Ende. Kaiser Otto hatte sich
(1212) mit Philipp's hinterlasscner Tochter vermählt. Als diese
aber schon drei Tage nach der Vermählungsfeicr starb, fielen die Bayern
und Schwaben von ihm ab. Da nun der inzwischen mit ihm wieder in
Feindschaft gerathene Papst ihn in den Bann gethan und H cinrich's Vi.
Sohn, den jungen Friedrich, zum Gegenkönig aufgestellt hatte, so
war auch unser Markgraf Dietrich unter denen, welche sich auf des
Letzteren Seite neigten. Doch als Otto aus Italien herbeistürmte,
um seine Rechte zu wahren, fand es Dietrich für gcrathen, sich dem-
selben wieder anzuschließen, so daß er ihm bei seinen Unternehmungen
in Thüringen wichtige Dienste leistete. Zuletzt aber verlor Otto gegen
Friedrich (11.) die entscheidende Schlacht bei Bouvines, mußte die
Hoffnung, sich zu behaupten, für immer aufgeben und zog sich nach
seinen Erbstaaten zurück. Somit endigte der Wahlkampf, der auch un-
serm engern Vaterlande so manche Wunde geschlagen hatte. Natürlich
mußte sich nun Markgraf Dietrich gleichfalls bequemen, auf die
Seite des Kaisers Friedrich zu treten, und er fand bei demselben
eine um so günstigere Aufnahine, da sein Uebertritt nicht ohne Gewicht
und Einfluß erschien.
So war denn das Leben dieses Markgrafen in der That überreich
bis dahin an Bedrängnissen gewesen und noch war das Maß nicht ge-
füllt. Noch harreten seiner die letzten und wohl die wichtigsten Bedräng-
nisse seines Lebens, die seine eigenen Unterthanen ihm bereiteten, und
zwar gerade diejenigen unter ihnen, denen er von jeher die meiste
Fürsorge gewidmet hatte, nämlich die Bürger zu Leipzig. In ver-
jüngter und verschönerter Gestalt war durch Dietrich's kräftige Unter-
stützung das durch Ottokar von Böhmen zerstörte Leipzig aus
seinen Trümmern wieder entstanden, und nun, da der Sturm der äuße-
ren Unruhen beschwichtigt schien, gedachte der Markgraf, von frommer
Gesinnung getrieben, dem heiligen Thomas in dieser Stadt ein Kloster
zu errichten (12j 3). Doch die Bürgerschaft, welche argwöhnte, es
gelte nicht dem Bau einer frommen Stiftung, sondern der Errichtung
einer Zwingburg, um die Stadt ihrer Gerechtsame zu berauben, schaarte
sich in einer Nacht zusammen, verbrannte das ^bereits angefahrene Bau-
holz und entfernte die gleichfalls schon zur stelle geschafften übrigen
Baumaterialien. Um aber der gerechten Ahndung dieses ihres freveln-
den Gcbahrenö zu entgehen, verfielen sie auf den teuflischen Gedanken