Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 88

1854 - Leipzig : Hirschfeld
88 Friedrich der Sanstmüthige. sowie ein anderer von Wilhelm's Gehermräthen, Friedrich von Witzleben, verschwanden vom Schauplatze. Da nun die bösen Räthe nicht mehr den Herzog verblendeten, so ward er zur Versöhnung mit seinem Bruder um so geneigter. • Gewiß wirkte dazu auch die Mittheilung von zwei edlen Charakter- zügen seines Bruders, des Kurfürsten Friedrich. Als nämlich dieser bei der Belagerung von Gera eine mit Geschütz besetzte Schanze in der Nähe des herzoglichen Lagers inne hatte, von wo aus man den Herzog Wilhelm im Lager unbesorgt umhergehen und Anordnungen treffen sah, sagte der Feldhauptmann Harras zu ihm: „Es ist ein gar ge- schickter Büchsenmeister bei uns in der Schanze, der konnte mit einem einzigen Schuß aus einer Feldschlange (Kanone) dem ganzen Krieg ein Ende machen, denn er würde gewiß den Herzog wohl treffen!" Da sprach der Kurfürst, indem er den Rathgeber mit strengem Blicke an- schaucte: „Harras und ihr'alle! Vergeht es nicht, daß der Herzog mein Bruder ist!"— Ebenso hatte sich ein bewährter Büchsenmeister Zutritt beim Kurfürsten verschafft und bei ihm angefragt, ob der Kur- fürst nicht wünsche, daß er durch einen glücklichen Schuß einen von den feindlichen Heerführern aus dem Wege räumen sollte? Da schüttelte der Kurfürst heftig den Kopf und rief mit .bittendem Ernste: „Schieß, wen du willst, nur triff meinen Bruder nicht!" Als dem Herzog Wilhelm diese brüderlichen Aeußerungcn zu Ohren ge- kommen, soll er bis' zu Thränen gerührt worden sein. Angesichts der beiden Heere versöhnten und umarmten sich die bisher feindlich getrenn- ten Brüder am t8. Oct. 1450. Aus die dringende Forderung des Kaisers kam dann im I. 1451 durch den Frieden zu Pforta (27. Januar) die vollständige Aussöhnung zu Stande, und cs ward seit- dem das gute Vernehmen zwischen den fürstlichen Brüdern nie wie- der gestört. Der zornige und rauhe Herzog Wilhelm war an die kaiserliche Prinzessin Anna (Tochter K. Albrecht's Ii.) vermählt. Dieses zarte Wesen ward von ihm nicht geliebt, sondern, zumal da er gegen die schöne Wittwe des fränkischen Edelmanns von Heßberg, eine ge- borne Katharina von Br an den ft ein, entbrannt war, von ihm vernachlässigt und zuletzt auf das Schloß Eckartsberga verbannt, wo er sie bis zu ihrem Tode (1462) gleich einer Gefangenen bewachen ließ. Hierauf heirathete er die schöne Katharina von Branden- stein und starb in seiner Residenz Weimar den 17. Sept. 1482. Sein Leben war voll Unruhe; fast keinen Krieg gab es in jener Zeit, an dem er nicht Theil genommen hätte. Er heißt „der Tapfere" und jtand wegen dieser Eigenschaft int ganzen Reiche in nicht geringem Ansehen, daher in Bezug auf ihn das Sprichwort entstand: „Wenn Herzog Wilhelm seine Sporen anlegt und damit über den Hof zu Weimar geht, so hört man ihn über ganz Thüringen." Man fügte zugleich hinzu, daß der sich wohl vorzusehen habe, der ihm zur Anlegung der Sporen Ursache gegeben. Im Gegensätze zu seinem Bruder lebte der Kurfürst Friedrich der Sanstmüthige in den glücklichsten ehelichen und häuslichen
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer