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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 90

1854 - Leipzig : Hirschfeld
90 Friedrich der Sanstmüthige. Schiedsgericht berufen, um diese Angelegenheit zu ordnen. Allein Kunz wartete den Spruch gar nicht ab, sondern sann auf ein gewaltsames Mittel, sich Recht zu verschaffen und den Kurfürsten zu reichlichem Schadenersatz zu nöthigen. Da kam er auf den verwegenen Einfall, das Faustrecht gegen seinen Fürsten zu üben, nämlich ihm seine beiden Prinzen zu rauben, diese auf das von ihm erkaufte Schloß Eisenberg in Böhmen *) zu bringen und sie nicht eher wieder herauszugcben, als bis seine Forderungen vollkommen befriedigt sein würden. Er soll auch im Allgemeinen dem Kurfürsten eine auf das verbrecherische Vor- haben bezügliche Drohung gemacht und ihm ins Angesicht gesagt haben, ,.er wolle sich nicht an Land und Leuten, sondern an dem Fleisch und Blut Friedrich's rachen", worauf der sanstmüthige Kurfürst lächelnd erwiedert haben soll: „Mein Kunz, siehe, daß du mir die Fische im Teiche nicht verbrennest!" Um fein schändliches Vorhaben zur passendsten Zeit ausführen zu können, hatte er sich mit dem kurfürstlichen Küchenknecht Hans Schwalbe auf dem Schlosse Altenburg, wo der Kurfürst mit seiner Familie sich aufhielt, in Einverständniß gesetzt, und, um zu gelegener Stunde gleich bei der Hand sein zu können, auf einige Zeit das einem seiner Freunde gehörige Schloß Kohren bezogen. Zugleich setzte er sich zur Unterstützung seines Vorhabens mit mehren dem Kurfürsten übel- wollenden Rittern in Verbindung, von denen Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönfels die vorzüglichsten waren. Als er denn nun eines Tages im 1. 1455 von gedachtem Schwalbe die Nachricht erhielt, daß der Kurfürst mit dem größten Thcile seiner Hofleute nach Leipzig reisen, und am 7. Juli der Kanzler den übrigen Hofleuten am Abend ein Gastmahl in der Stadt geben werde, so daß bis auf einen alten Trabanten die Kurfürstin an jenem Abende mit den beiden Prinzen allein im Schlosse sein werde, beeilte sich Kunz, sein Bubenstück auszuführen. In der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1445 erschien er mit seinen Genossen vor dem Schlosse zu Altßnburg und kletterte mit einigen derselben mittelst der von Schwalbe befestigten Leitern die hohe Schloßmauer hinan. Nachdem man den Wacht habenden Trabanten gefesselt und die Thüren von den Schlaf- gemächern der Kurfürstin und ihrer Kammerfrauen verriegelt hatte, eilte Kunz, welcher, da er früher hier Marschall oder Schloßhauptmann gewesen, mit den Oertlichkeiten genau bekannt war, in das Schlaf- zimmer der beiden Prinzen. Der vierzehnjährige Prinz Ernst, welcher von dem Knarren der Thüre erwacht war, rief einer daselbst zugleich schlafenden alten Hofdame zu, sie möchte die Mutter herbeirufen. Doch Kunz brachte ihn durch Drohung mit dem entblößten Schwerte zum Schweigen und schleppte ihn in den Schloßhof hinab. Die übrigen Räuber, welche mit der Entführung des zwölfjährigen Prinzen Albert beauftragt waren, ergriffen statt dessen den jungen Grafen von Barby, *) In Böhmen lebten damals die dem Kurfürsten feindlichen Gebrüder <Apel- Busso und Bernhard) Vitzthum, die gewiß nicht ohne Einfluß auf sein Vor, haben blieben.
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