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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 104

1854 - Leipzig : Hirschfeld
104 Friedrich der Weise. nem Gewissen verpflichtet fühlte, dem Manne seinen kräftigen Schutz angedeihen zu lassen, welcher auf dem Reichstage durch so schöne Be- währung hohen Muthes auch seine Bewunderung sich erworben hatte. Uebrigcns starb Friedrich der Weise, welcher in seiner Zunei- gung für die Lehren des Urhebers der Reformation noch durch eine zu Köln stattgefundene Unterredung mit dein gelehrten Erasmus von Rotterdam bestärkt worden war, allerdings als evangelischer Christ, indem er unmittelbar vor seinem Tode sich von seinem Beicht- vater das heil. Abendmahl unter b eiderlei Gestalt reichen ließ, ohne die letzte Oelung zu begehren. Der Kurfürst Friedrich der Weise gehört jedenfalls zu den trefflichsten Fürsten, die je gelebt haben. Mit klarem Blick erfaßte er den Geist seiner Zeit, mit warmem Herzen war er für das Wohl sei- nes Volkes besorgt. Welche Ansichten er von Volkswohl und Fürsten- pflicht hatte, davon dürfte ein Vers zeugen, welchen er an die Wand eines Gemaches im L-chlosse zu Lochau schrieb, und welcher der Nach- welt aufbewahrt geblieben ist. Er lautet: „Wenn der Fürst ist selbst ein Kind, Hat Räth', die unerfahren sind, Priester, die bös Erempel geben, Leut', die ohne Gottesfurcht leben, Ein' unversuchte Ritterschaft, Ein'n Adel, der kein' Tugend acht't, Ein'n Richter, der kein Unrecht straft. Da steht das Recht auf Gunst und Gab, Und nehmen Land und Leute ab!" Er war aufrichtig fromm und versäumte keinen Tag den öffent- lichen Gottesdienst, er mochte daheim oder auf Reisen sein. Er las fleißig in der Bibel, und sein Lieblingsspruch war: „Ohne mich kön- net ihr nichts thun." Joh. 15, 5. Sein Hofprediger und Hausfreund Spalatin, welcher das Leben dieses trefflichen Fürsten beschrieben hat, rühmt unter anderen seiner Tugenden auch seine Geduld im Lei- den, seine Großmuth, seine Mäßigkeit, seine Fürsorge für die Armen und seine Treue gegen Freunde. Er schätzte die Wahrheit über Alles und konnte einen Menschen, der mit Lügen umging, nicht mehr aus- stehen. Obschon er unvermählt blieb*), so hatte er doch eine herzliche Liebe zu Kindern. Als er einst in Begleitung eines einzigen Dieners in der Umgegend von Wittenberg spazieren ritt, traf er eine Schaar Kinder, welche fröhlich in einem Bottich, den die Arbeitsleute zur Feier- stunde zurückgelassen hatten, sich herumtummelten. Die Kinder ließen sich durch die Anwesenheit des wohlwollenden Fürsten, der ihnen lange zuschaucte, nicht stören. Auf seinen Wink mußte der Diener eilig Meth und Semmeln aus der Stadt herbeiholen und unter die Kleinen vcrtheilen, worauf er sich an ihrer in lauten Jubel ausbrechendcn Freude ergötzte. Auch in fremden Landen ließ er oft, wenn er Kindern *) Indessen hatte er von einer gewissen Anna aus dem damals blühenden Ge- schlechte der Weller von Molsdorf zwei natürliche Söhne, Friedrich (von Jessen) und Sebastian (Boftell, die er in seinem Testamente bedachte, und von denen der ältere als fein liebster Leibpage an seinem Hose sich aufhielt.
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