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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 118

1854 - Leipzig : Hirschfeld
118 Johann Friedrich der Großmüthige. war, zu sacularisiren ld. i. in ein weltliches Besitzthum zu verwandeln), indem er sich damit zu rechtfertigen gedachte, daß die Unterthanen die- ses Stifts ohnehin meist protestantisch seien und die noch vorhandenen Domherren reichlich entschädigt werden sollten. Statt des vom wider- strebenden Domcapitel ohne Wissen des Kurfürsten schnell gewählten Bischofs Julius vonpflugk setzte derselbe Nikolaus von Ams- dorf aus Magdeburg zum protestantischen Bischof ein und gab dem Stifte einen weltlichen Administrator, worauf die Reformation in dem- selben vollends durchgeführt wurde. Im nächsten Jahre 1542 gcrieth der Kurfürst Johann Fried- rich mit seinem Vetter, dem Herzog Moritz*), in Unfrieden. Dieser, obschon Protestant, war vom schmalkaldischen Bunde, dessen Mitglied sein Vater gewesen war, abgetreten und griff, als der Kurfürst Johann Friedrich ohne sein Vorwissen in der ihnen gemeinschaftlichen Stadt Wurzen eine von den deutschen Ständen auf dein regcnsburger Reichstage bewilligte Türkensteuer ausgeschrieben und, da der meißner Bischof, unter dessen Sprengel Wurzen gehörte, nicht gehorchen wollte, die Stadt Wurzen mit 400 Mann Cavallerie besetzt hatte, zum Schwert gegen den Kurfürsten. Moritz hatte, als er noch Prinz war, sich eine Zeit lang zu Wittenberg am Hofe seines Oheims, des Kurfürsten Johann Friedrich, aufgehalten und war dort für Luther's Lehre gewonnen worden. Doch hatte dieser Aufenthalt, statt ein künftiges freundschaftliches Verhältniß vorzubereiten, das Gegentheil bewirkt. Auf irgend eine Weise vom Kurfürsten beleidigt, hatte Moritz dessen Hof schnell verlassen, und als er jetzt Landesherr war, sprach sich die gereizte Stimmung dieser erlauchten Vettern gegen einander auf den eben gedachten Wurzener Anlaß so lebhaft aus, daß Beide statt einer- ruhigen Erörterung des streitigen Rechtes stracks zum Schwerte griffen. Herzog Moritz, voll ritterlichen Muthes, sammelte bedeutende Trup- penmassen bei Oschatz, der Kurfürst lagerte mit den Scinigen bei Grimma. Da jedoch Moritzens Schwiegervater, der Landgraf Phi- lipp von Hessen, zwischen die Gereizten trat und Frieden stiftete, so kam es für dieß Mal nicht zum Kampfe. Weil die beiden Heere um Ostern 1542 entlassen wurden, so daß sie daheim noch friedlich ihre „Osterfladen" verzehren konnten, so hat diese unblutige Fehde den Namen „Fladenkri eg"**) erhalten. Noch in demselben Jahre 1542 gewann die Abneigung der pro- testantischen und katholischen Partei gegen einander einen Ausbruch in der Bekriegung des wilden Herzogs Heinrich v o n Braunschweig- Wolfenbüttel. Dieser erbitterte Feind des schmalkaldischen Bundes hatte, seit er Mitglied des heiligen Bundes war, die benachbarten *) Als Herzog Georg der Bärtige gestorben (1539), war diesem sein Bru- der Heinrich der Fromme in der Regierung gefolgt, aber auch bereits 1541 mit Tode abgegangcn, worauf des Letzteren älterer Lohn Moritz die Regierung überkam. **) Nach Andern rührt jener Name daher, weil die Thaten beider Heere darin bestanden, daß sic, besonders in der Gegend von Wurzen und Oschatz, den Bauern die Osterfladen wcggegessen hatten.
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