1854 -
Leipzig
: Hirschfeld
- Autor: Stichart, Franz Otto
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
Albrecht der Beherzte.
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Volke thcure Gedenktage verbot er zu feiern u. dergl. mehr. Zuletzt be-
schlossen die Friesen, sich gegen die sächsische Herrschaft zu wehren, und
so geschah es, daß Heinrich in seiner Residenz Fr an eck er belagert
ward. Dieß geschah im Juni 1500. Wie erbittert die Friesen auf
den Herzog Heinrich waren, läßt sich daraus ersehen, daß sie in der
Nähe der Stadt eine eiserne Kette aushängen und dabei ausrusen ließen,
daß mit dieser der Unterdrücker der friesischen Freiheit, der sächsische Her-
zog Heinrich, aufgehängt werden sollte.*)
Der Graf Edzard benachrichtigte den Herzog Albrecht von der
Gefahr, in welcher sein Sohn schwebte. Sehnsuchtsvoll sendete der
bedrängte Heinrich vom Thurme zu Franecker auch den Blick nach
der Gegend hin, woher die vaterländischen Fahnen kommen sollten.
Am 22. Juni 1500 machte sich Albrecht mit seinem Sohne Georg
und zahlreicher sächsischer Ritterschaft an der Spitze von 14,000 Mann
nach Friesland auf. Zum letzten Male zog der tapfere Held sein
Schwert, das Vaterland sollte ihn lebend nicht wieder sehen! Siegreich
die Friesen in die Flucht schlagend drang Albrecht bis Franecker vor,
stürmte auf die Belagernden, und nach verzweiflungsvollem Kampfe
gelang es, dieselben zu bezwingen. Viertausend erschlagene Friesen
deckten die Wahlstatt. Franecker ward wieder frei. Albrecht sah sei-
nen Sohn wieder, Georg den Bruder, und das Heer jauchzte ob sei-
nes Sieges! Edel und menschlich nahm sich Albrecht wie immer,
so auch hier, der Besiegten an, obschon seine nicht zu zügelnden Knechte
das Land verheerten. Nachdem er die Stadt Leeuwarden gezüchtigt,
Sneek genommen und überall den Gang der Regierung wieder geord-
net und Verwaltungsbehörden eingesetzt hatte, die in seiner und seines
Sohnes Abwesenheit das Amt des Statthalters üben sollten, war nur
noch das mächtige Groningen unbezwungen geblieben. Albrecht
brach mit seinem Heere gegen diese Stadt auf und begann Anfangs
August 1500 deren Belagerung. Sechszehn Tage hindurch wurde sie
mit schwerem Geschütz beschossen. Als endlich die Stadt Unterhand-
lungen einleitete und Albrecht auf dieselben einging, ward am 21.
August 1500 der Vergleich in Aduard unterzeichnet, worauf Albrecht
sofort das Lager vor Groningen abzubrechen begann.
Es war dieß Albrecht's letzter Feldzug. Denn schon während
der Belagerung von Groningen war er erkrankt (wie Manche behaup-
ten, an einer leichten Schußwunde). Nachdem er dem sehr zuverlässigen
Burggrafen Hugo von Leis nig die Geschäfte in Friesland über-
geben hatte, ließ er sich, auf des Grafen Edzard Anrathen, zur besse-
ren Pflege nach Emden bringen, wo der eben Genannte sowie sein
Kanzler Pflugk und seine beiden Söhne Heinrich und Georg ihn
umgaben. Als sein Zustand, in Folge eines hinzugetretenen Fiebers,
immer bedenklicher ward, so daß der leidende Herzog selbst es fühlte,
daß seine letzte Stunde herbeinahe, traf er noch einige Verfügungen
für den Fall seines Todes, und als die Sonne des 12. September
1500 sich dem Untergange zuneigte, hatte der erst im 58. Lebensjahre
*) Sie ist noch jetzt im historischen Museum zu Dresden zu sehen.