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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 146

1854 - Leipzig : Hirschfeld
146 Heinrich der Fromme. und schenke ihm dieses Geld, lasse er sich's aber von den Buben (Mön- chen) nehmen, so könne er nichts dawider." Daß ihm von seinem Vater Albrecht die Vicestatthalterschaft von Friesland übertragen worden, wobei er zu Franecker in Lebens- gefahr gerathen, sowie daß er nach des Vaters Tode die Statthalter- schaft selbst überkommen, jedoch bald wieder an den kräftigeren Bruder Georg abgetreten, ist bereits oben in den Lebensbeschreibungen von Albrecht und Georg erwähnt worden. Die Kette, an welcher die Friesen den Herzog Heinrich zu hängen gedachten, und die denselben abgebeutet worden, hob derselbe als ein Heiligthum auf, sowie er auch sein in Friesland gebrauchtes Schlachtschwert in seinem Schlafgemach aufgchängt hielt. Seitdem wählte Heinrich Freiberg zu seiner Residenz, wo er ein heiteres und gemächliches Leben führte und sich am 6. Juli 1512 mit Katharina, Tochter des Herzogs Magnus zu Mecklenburg, vermählte, welches Fest nebst anderen fürstlichen Personen auch sein Bruder Georg durch seine Anwesenheit verherrlichte. Geliebt und werthgehalten von seinen Unterthanen, näherte er sich ihnen gern freund- lich und besuchte häufig, von einem kleinen Mohren und einer Dogge begleitet, ihre Werkstätten und fuhr selbst in Bergmannskleidern mit seinen lieben Bergleuten an. Dabei hatte er manche unschuldige Eigen- thümlichkeit. Er liebte, im Gegensatz zur schwarzen Hoffarbe seines Bruders Georg, an seinen Hoflcuten auffallende buntgewürfelte Klei- dung, während er selbst ganz geringe Kleider trug und meist in einem Wolfspelz einherging.*) Fortwährend trug er einen Dolch und ein großes, schweres, mit Gold beschlagenes Schwert an der Seite, das er selbst im Alter, wie schwer es ihm auch wurde, nicht ablegte. Auch liebte er schöne Pferde und ergötzte sich gern an Musik und Gesang. Trotz seiner friedlichen Natur hatte Heinrich Freude an übermäßig großen Kanonen, auf deren Schilden nach von Lucas Cranach in Wittenberg entworfenen Zeichnungen allerhand Teufels gestalten rc. an- gebracht waren. Diese Kanonen, denen er auffallende Namen gab, besuchte er oft im Zeughause und wischte mit seinem Mantel jedes Stäubchen hinweg. Ging's auf die Reise, so konnte seine Ungeduld die Abfahrt nicht erwarten, und man sah ihn schon halbe Stunden lang zuvor im noch unbespannten Wagen sitzen. Auf seinen Reisen, und wenn sie noch so kurz waren, führte er stets tüchtige Speisevor- räthe bei sich. Trotz seiner geringen Einkünfte (nach Vcrtheilung jener Jahrrente kamen nur 2000 Gulden auf seine Person) führte er ein gastfreies Leben, wie er denn auch selbst die Freuden der Tafel nicht wenig liebte. Dadurch kam er freilich, zumal als seine Familie wuchs, nicht selten in Geldverlegenheit und mußte Vorschüsse erheben, wodurch er sich manche gerechte Klage vom sparsamen Georg zuzog. Jnsbc- *) Seine Hofbedienten führten übrigens später auf den Acrmeln von Seide auf Atlas gestickt die Buchstaben V. D. M. I. Ae. d. i. des Herrn Wort bleibet in Ewig- keit, welche Buchstaben auch viele Bürger Freibergs über den Eingängen ihrer Häu- ser anbringen ließen.
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