Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 159

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Moritz. 159 botene Interim anzunehmen, mußte dem Kurfürsten Moritz die Veran- lassung werden, seinen großartigen Plan zu der durch den Drang der Verhältnisse gebotenen Demüthigung des großen Kaisers in Angriff zu nehmen. Moritz erkannte nämlich immer deutlicher, daß die listige Politik Karl's V., der den Thron in seinem Hause erblich zu machen und an seinen gefürchteten Sohn Philipp zu bringen strebte, zuletzt nur zu einer gänzlichen Unterjochung der von ihm umgarnten deutschen Fürsten und Stände und zu einer drückenden Alleinherrschaft führen würde. Denn Karl, der bekanntlich zugleich König von Spanien war, hatte in diesem Lande die frühere ständische Verfassung vernichtet und gedachte nun, Deutschland ein gleiches Schicksal zu bereiten und die selbstständigen Reichsfürsten durch seine Macht und Gewalt zu sei- nen bloßen Vasallen zu erniedrigen. Ein großer Schritt auf dem Wege nach diesem Ziele war bereits geschehen durch die Unterdrückung des schmalkaldischen Bundes und die Gefangennehmung der beiden ange- sehensten Fürsten desselben. Moritz, der diese Politik in allen ihren geheimsten Winkeln auszuspähen Gelegenheit gehabt hatte, war einzig und allein der Mann, der im Stande war, sie zu stürzen. Da er, um seinen Plan zu erreichen, behutsam zu Werke ging und wie gegen die Protestanten, so gegen den Kaiser klug und gefällig sich erwies, um diesen ganz sicher zu machen und jene für seine ihnen noch unbe- kannten Zwecke zu gewinnen; so erstaunte freilich, als die Entscheidung kam, die ganze Welt, als ob beim reinsten Himmel plötzlich der schreck- lichste Donnerschlag geschehen wäre. Doch darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß Moritz zugleich durch das schmachvolle Schicksal seines Schwiegervaters, des Landgrafen Philipp von Hessen, gegen den Kaiser aufgeregt ward, der gegen alle noch so dringenden Bitten Mo- ritzens um Freilassung Philipp's aus der immer drückenderen Haft taub blieb. Diese an zwei *) der angesehensten deutschen Reichsfürsten bewiesene Härte, die selbst die katholischen Fürsten aufbrachte, da ja auch sie dadurch zugleich mit entehrt wurden, ließ in Moritz den Entschluß reifen, solche Schmach zu rächen und dem spanischen König und deut- schen Kaiser zu zeigen, daß er mit Fürsten des deutschen Reiches nicht ungestraft nach Willkür schalten könne. Ueber das widersetzliche Magdeburg hatte Karl V. die Acht aus- gesprochen und den Oberbefehl über das zur Vollziehung derselben be- stimmte Heer dem Herzog Moritz übertragen. Bevor dieser noch vor Magdeburg erschien, hatte der tapfere Herzog Georg von Mecklen- burg einen Kampf mit Bürgern, Bauern und Söldnern gehabt, welche einen Ausfall aus der Stadt auf ihn und sein Heer gemacht, und es lagen nach Beendigung dieses Kampfes 3000 Leichname (meist Bauern) auf der Wahlstatt. Im Oktober 1550 kam Moritz im Lager vor Magdeburg an und ließ die Stadt auffordern, sich dem Kaiser zu er- geben. Die Antwort der Magdeburger lautete: „Wir werden uns zu vertheidigen wissen!" Und das thaten sie denn auch während der langwierigen Belagerung wirklich in sehr tapferer Weise, so daß unter *) Auch der ehemalige Kurfürst von Sachsen saß noch immer gefangen.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer