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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 160

1854 - Leipzig : Hirschfeld
160 Moritz. Anderen auch der genannte Herzog von Mecklenburg in ihre Gefangen- schaft gerieth. Ohne die einzelnen Vorgänge bei dieser Belagerung aufzuzählen, bemerken wir nur, daß sich dieselbe 13 ganze Monate hinzog. Obschon Magdeburg sehr fest war, so hätte doch die Einnahme 'in viel kürzerer Zeit bewerkstelligt werden können, wenn cs nicht in dem Plane des Kurfürsten Moritz gelegen hätte, unterdessen Zeit und Mittel zum Sturze des Kaisers zu gewinnen. Um nämlich dieses sowie die Befreiung seines Schwiegervaters durchführen zu können, leitete Moritz inzwischen ein Bündniß mit mehren deutschen Fürsten ein, insbesondere mit dem jungen Landgrafen Wilhelm von Hessen, dem Markgrafen Johann von Brandenburg und dem Herzog Johann Al brecht von Mecklenburg, sowie selbst mit dem Könige von Frankreich Heinrich Ii. Der beim Kaiser Alles geltende Mi- nister Cardinal Granvella hatte zwar eine geringe Meinung von der Deutschen und somit auch von Moritzens Klugheit, indem er sogar sagte, „die tollen und vollen Deutschen könnten keinen Plan entwerfen, den er nicht sofort einsehen und vereiteln wolle," und er hatte daher, durch die lange Dauer der Belagerung und durch das viele Hin- und Herreisen des Kurfürsten während derselben in seinem Argwohne bestärkt, dem Letzteren in einem kaiserlichen Commissarius, dem Obersten Lazarus Sch wen di, einen Kundschafter an die Seite gestellt, der Anweisung erhalten hatte, alle Schritte desselben genau zu beobachten und von Zeit zu Zeit darüber Bericht an den kaiserlichen Hof zu erstatten. Doch Moritz, der diesen Kundschafter durchschaute, wußte sich klüglich zu halten. Uebrigens hatte der gefangene Herzog Georg von Mecklenburg die Magdeburger allmälig mit dein eigent- lichen Plane Moritz ens vertraut gemacht und sic wissen lassen, wes- sen sie sich von ihm zu versehen hätten. Als cs daher der Kurfürst für gut befand, drängte er endlich zur Uebergabe der Stadt, die denn auch vom 6. bis 9. November 1551 unter Bedingungen erfolgte, welche für eine geächtete Stadt als äußerst gclind erscheinen mußten. Nicht einmal die Festungswerke ließ Moritz abtragen, angeblich der Türken wegen (ihm konnten sie natürlich auch noch einmal nützlich werden!). Magdeburg gehörte selbstverständlich sofort zu den geheimen Verbünde- ten Moritzens. Das auf 2000 Mann Fußvolk und 130 Reiter sich belaufende Kriegsvolk der Stadt ward, nachdem es am 8. Novbr. abgelöhnt und abgezogen war, vom Herzog Georg von Mecklenburg wieder in Dienst genommen, was gleichviel war, als wäre es in des Kurfürsten Dienste getreten. Da die Jahreszeit bereits zu weit vorgerückt war, als daß Moritz zu einer Unternehmung hätte schreiten und mit seinen wahren Gesin- nungen hervortreten können, so mußte ihm jetzt Alles daran liegen, das Gewebe von Täuschungen so viel als möglich fortzusetzen und den etwa auftauchenden Argwohn des Kaisers thunlichst zu beschwichtigen, was ihm auch vollständig gelang. Karl V. wurde zwar vielfältig vor Moritz gewarnt, namentlich von mehren geistlichen Kurfürsten; doch traute er weder den „tollen" Deutschen so umfängliche List, noch dem von ihm erhöheten Moritz solchen Undank zu und wies jeden
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