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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 161

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Moriß. 161 Verdacht, den man gegen diesen in ihm erwecken wollte, stolz zurück. Im schlimmsten Falle, meinte er, brauche er ja nur „den Bären, den er an der Kette bei sich führe (den entsetzten Kurfürsten Johann Friedrich), loszulassen, um jenen Jüngling zu erwürgen." — Den Winter 1551 bis 1552 hatte Moritz benutzt, um Alles zu dem be- vorstehenden Feldzuge gegen den Kaiser vorzubereiten. Zwar entschloß er sich, ehe er Hand an die Waffen legte, noch einmal es zu versuchen, bittweise den Kaiser zu bewegen, daß er den Landgrafen Philipp, dessen Gemahlin unterdessen aus Gram gestorben, und der in einem 10 Schuh langen Behältnisse festgehalten ward, frei ließe. Da aber der Kaiser, welcher sich zur Zeit, um der Kirchenversammlung von Trient näher zu sein, zu I n n s b r u ck in Tyrol befand, aus das vom 2. März 1552 datirte Bittschreiben des Kurfürsten, das in den zärtlichsten Ausdrücken abgefaßt war, nur ausweichend antwortete, so war cs bei Moritz fest beschlossen, sich das mit Gewalt zu verschaffen, was durch die Jahre lang fortgesetzten Bitten nicht zu erlangen gewesen war. Nachdem er hierauf sofort seinen zu Torgau versammelten Ständen die Nothwen- digkeit dieses Schrittes dargelegt und seinen Bruder, den Herzog Au- gust, unter Beiordnung einiger Räche, zum Regenten seiner Lande eingesetzt, ging er nach Thüringen und stand bereits Ende März mit dem 37,000 Mann starken verbündeten Heere vor Augsburg. Auf den Donner der Kanonen öffneten sich die Thorc dieser Stadt bereits am 3. April 1552, und was von der spanischen Besatzung nicht sein Heil in der Flucht gesucht hatte, fiel in die Gefangenschaft der siegreich Einziehenden.*) Die Kriegsmanifeste, welche jeder der verbündeten deutschen Fürsten vorausgesandt hatte, und die in den stärksten Ausdrücken gegen den Kaiser abgefaßt waren, enttäuschten endlich diesen über „seinen Sohn" Moritz. Durch des Letzteren Manifest gingen aber zugleich Jeder- mann die Augen auf, und Alles segnete den muthigen Helden. Die Protestanten verehrten ihn als Beschützer ihrer Religion, die Katholiken als den Retter der deutschen Freiheit; Heil und Sieg wünschte Alles feinen Waffen. Moritz drang immer weiter vor und vertrieb die Kai- serlichen überall; man öffnete ihm allenthalben willig 'die Thore. Wo- hin er kam, führte er den zuvor unterdrückten protestantischen Gottes- dienst wieder ein. Während dieser ungeahnte Gewittersturm dahin- brausete, lag Kaiser Karl V. gichtkrank zu Innsbruck, ohne Geld und ohne Truppen. Die Wahrnehmung dieses gewaltigen Umschwunges der Dinge und die Nachricht, daß sein Freund Moritz und eine große Anzahl deutscher Fürsten zusammt dem König von Frankreich auf ein- mal die Waffen gegen ihn wendeten, wirkte betäubend auf ihn. Zwar entbot er eilig ein Heer aus Spanien gegen den König von Frank- reich; aber er selbst sah sich entblößt von Waffengewalt, denn seine Armeen lagen zerstreut und seine Hauptmacht hatte in Italien und den Niederlanden vollauf zu thun. Gewalt mit Gewalt zu vertreiben, war *) Um diese Zeit fiel auch der König von Frankreich in Lothringen ein, über- rumpelte Metz, Teul und Aerdun und schickte sich gegen Straßbnrg und das Elsaß an. n
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