1854 -
Leipzig
: Hirschfeld
- Autor: Stichart, Franz Otto
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
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Moritz.
früh verstorbenen Söhnlein geordnet hatte. tan dieser seiner Ruhestätte
im Dome zu Freiberg ließ ihm später sein Bruder August ein herr-
liches Denkmal errichten.)*)
Ueber die Persönlichkeit des Kurfürsten Moritz möge noch fol-
gende Schilderung hier einen Platz finden. Moritz war mittler Größe,
doch schlanken Wuchses, seine Haltung war stolz und kühn, sein Ge-
sicht schmal und röthlich, dabei jedoch etwas gebräunt, die Stirne hoch,
seine blauen Augen scharf und klar, von eben so tiefer Klugheit als
kühner Kraft zeugend; den Ausdruck des Mundes bedeckte fast ein
röthlichblonder Bart, der bis aus die Brust herabfloß; der Sitte seiner
Zeit gemäß trug er kurz verschnittenes Haupthaar. In Kleidung und
Waffen verband er prunklose Zier mit dem Zweckdienlichen. In ritter-
lichen Hebungen war Moritz behend und kraftvoll. Er ließ sich leicht
zum Zorne reizen, vergab aber auch bald wieder und hatte die Tugend,
daß er sich Anreden und init Worten strafen ließ.
Ungeachtet der steten Abwesenheit auf auswärtigen Kämpfen und
der kurzen Dauer seiner Regierung hatte Moritz gleichwohl nicht
unterlassen, die inneren Angelegenheiten seines Landes sürsorgend im
Auge zu behalten und es verdankte ihm dasselbe viele zeitgemäße Einrich--
tungen. Abgesehen von der hie und da veränderten Einrichtung der
Gerichte, die er bewirkte, ordnete er das Forst- und Jagdwesen, indem
er durch die Forstordnung von 1543 die Bewahrung der Wälder vor
Verwüstung, Feststellung gewisser Grundsätze in Betreff der Entschädi-
gung für Wildschäden, und Trennung des Jagdwesens von der eigent-
lichen Forstwirtschaft in den unteren und mittleren Stellen beabsich-
tigte. Auch Handel und Gewerbe, das Post- und Straßenwesen,
Wein- und Bergbau und Münzwesen blieben von ihm nicht unbeach-
tet. Dabei sehen wir, wie Moritz zuweilen gar sehr gegen mancherlei
eingeschlichene Mißbräuche der Verwaltungsbehörden eiferte. Auch theilte
er, um der besseren Verwaltung willen, das Land in Kreise (den
meißner, leipziger, gcbirgischen, thüringer und Kur-Kreis). Besonders
verdient machte er sich auch um das Kriegswesen, indem er Verord-
nungen über Sold, Antheil an der Beute re. erließ, auf stattliche Mann-
schaft hielt und dem Geschützwesen besondere Aufmerksamkeit widmete.
Es war dem unvergeßlichen Kurfürsten, der durch das Schwert wie
durch den Geist für seine Zeit wirkte, nicht vergönnt, die Früchte sei-
ner Mühen zu genießen. Doch bleibt ihm das Verdienst, die Grund-
lage einer glücklichen Zukunft gelegt zu haben, unbestritten.
Das Schicksal, von verschiedenen Parteien verschieden beurtheilt
zu werden, hat Kurfürst Moritz bei Lebzeiten erfahren und hat es
erfahren bis auf den heutigen Tag. Seine wechselnde Politik ist der
Grund davon. Allein die aufrichtigste Bewunderung und Achtung
konnte weder die Mitwelt dem großen Manne von seltenem Scharfblick
*) Am 9. Juli 1853 hat eine Anzahl von Freunden sächsisch-vaterländischer
Geschichte, den berühmten Geschichtschreiber des erlauchten Fürsten, Herrn Obcrappel-
lationsgerichtspräsidcnten Geh. Rath Dr. v. Langen», an der Spitze, dem Andenken
des Kurfürsten Moritz bei Sievershausen ein einfaches, aber würdiges Denkmal er-
richtet und eingeweihet.