1854 -
Leipzig
: Hirschfeld
- Autor: Stichart, Franz Otto
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
J 78
August.
weise Verwaltung getilgt, ja es blieben sogar nach seinem Tode als
Frucht seiner so trefflichen staatswirthschaftlichen Thätigkeit sehr bedeu-
tende Summen als Ueberschuß. Zum großen Vortheil des Landes
schied er Kammer und Steuerwesen und gründete das Ob er sien er-
collegium, wodurch das Zutrauen der Unterthanen zum Fürsten
wachsen mußte. Für vertraute, auf gcsandtschaftliche, Haus- und Reichs-
angelegenheiten bezügliche Sachen ward (1574) ein Geheimraths-
collegium gebildet, außerdem aber, wie schon bemerkt, ein Appel-
lat i o n s g e r i ch t und das O b e r c o n s i st o r i u m zu Dresden errichtet.
Jngleichen ließ der ordnungsliebende Fürst das Hofwesen strenger beaufsich-
tigen und erließ eine feste Hofordnung. Von großer Wichtigkeit war
es, daß August, um mehr Ordnung und Gleichmäßigkeit in die Ge-
setzgebung des Landes zu bringen, ein neues (1572 rechtskräftig gewor-
denes) Gesetzbuch für Sachsen ausarbeiten ließ, die sogenannten (augu-
steischen) „Constitutionen". War August auf diese Weise für die Justiz
sorgfältig bemüht, so geschah durch eine Menge seiner Verordnungen
auch den Anforderungen an eine gute Polizei vielfältige Genüge.
Vorzugsweise jedoch wurde Vater August als kluger und thätigcr
Staatswirth der unvergeßliche Wohlthäter seines Landes, indem cr-
in Gemeinschaft mit seiner gleichgesinnten Gemahlin Anna alle Kräfte
nutzbar machte, wodurch zum Besten seines Volkes und Staates Land-
und Forstwirthschaft, Bergbau und Viehzucht, sowie Gewerbe und Handel
und nicht minder Kunst und Wissenschaft zu gedeihlicher Blüthe erhoben
werden können. Das vermochte er aber hauptsächlich dadurch, daß er sein
Land in Folge seiner häufigen Reisen aus eigener Anschauung kannte.
Was die Landwirthschaff anlangt, so traf er Fürsorge für die
Veredlung der Pferde, Schafe und Rinder. Auf dem Ostravorwerke
bei Dresden, wo die geschäftige Kurfürstin mit eigener Hand Butter
bereitete, und ihr Gemahl ebenso der Obstbaumzucht oblag,*) entstand
eine wahre Musterwirthschaft; ebenso zu Annaburg. Wo cs sich thun
ließ, kaufte August wüste Marken an, errichtete Kammergüter und
Vorwerke, erleichterte den Anbau und beförderte Niederlassungen, wie er
denn gleich seinem Oheim Georg eine große Anzahl (protestantischer)
Niederländer, welche, wegen der grausamen Verfolgung unter dem spa-
nischen König Philipp, dem'die Niederlande gehörten, und seinem
blutdürstigen General Alba, auswanderten, sowie andere Ansiedler
(zusammen gegen 20,000) in seinen damals gegen 550 lumeilen um-
fassenden Landen aufnahm. Um überall edlere Obstsorten heimisch zu
machen, vertheilte Vater August auf seinen Reisen gute Obstkerne
unter die Landleute und gab das Gesetz, daß jedes Ehepaar, dafern cs
Grundbesitz hatte, bald nach seiner Trauung einige Obstbäume pflanzen
mußte. Nicht mindere Sorgfalt wendete Au.gust auf die Waldungen,
die immer im besten Stande erhalten wurden, sowie er zu Schneeberg
und Annaberg mehre Holzflößen anlegte. Ebenso verdankte ihm das
. *) In der Rüstkammer zu Dresden zeigt man noch jetzt seinen Spaten nebst
Messer, Säge und Hacke, womit er oft selbst im Garten rüstig arbeitete. Er schrieb
selbst ein auf reiche Erfahrung gegründetes „künstlich Obst- und Gartenbüchlein".
In einem einzigen Jahre bot. August 60,000 junge Obstbäume zum Verkaufe aus.