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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 186

1854 - Leipzig : Hirschfeld
186 Christian I. Steuerungen wegen auf den Königstein gefangen gesetzt ward. Wie zweckmäßig auch diese Veränderung den höheren Ständen erschien, so zeigte sieh doch beim Volke die entschiedenste Widersetzlichkeit. Manche Aeltern hielten lieber ihre Kinder von der Taufe zurück oder schickten sie außer Landes, um an ihnen die Austreibung des bösen Geistes vollziehen zu lassen; ja in Dresden erschien am Taussteine mit den Pathen seines Kindes auch dessen Vater, ein Fleischhauer, und drohete, mit dem geschwungenen Beile in der Hand, dem Geistlichen den Kopf zu spalten, wenn er nicht sofort das Kind mit dem Erorcismus taufen wolle. Auch an anderen Orten kam es zu unruhigen Auftritten. Der Grund dieser Widersetzlichkeit vieler Geistlichen und der Erbitterung, mit welcher sich das Volk an diesen Streitigkeiten betheiligte, ist haupt- sächlich in der Ueberzeugung, daß dadurch der Calvinismus begünstigt werde, sowie in dem Abscheu zu suchen, der sie bei dem Gedanken er- griff, daß ihnen ihr Lutherthum entrissen und eine andere Lehre an dessen Stelle gesetzt werden sollte. Wer mag sagen, wohin diese unerquicklichen kirchlichen Zustände unsers Vaterlandes und des Kanzlers Crell Mißbrauch der ihm anver- trauten Gewalt*) zuletzt uoch geführt hätten, wenn nicht plötzlich die letz- tere durch ein unerwartetes Ereiguiß gehemmt und gebrochen worden wäre! Bei Colditz, wo er einen schönen Thiergarten angelegt hatte, auf der Jagd befindlich, erkrankte der Kurfürst Christian I. plötzlich, ließ sich eilig in seine Residenz Dresden bringen und starb daselbst bereits am 25. Sept. 1591 im 31. Lebensjahre. Der in Sammt und Seide mit der goldenen Ordenskette der „güldenen Gesellschaft" geschmückte fürstliche Leichnam ward mit großem Gepränge beigesetzt und ruhet im Dome zu Freiberg. Das nach seinem Tode verbreitete Gerücht, er sei ver- giftet, ist durch nichts gerechtfertigt. Von seiner Gemahlin Sophie, welche 1622 im 55. Lebensjahre starb, hinterließ Christian!, drei noch minderjährige Prinzen: Chri- stian Ii. (geb. 1583), Johann Georg I. lgeb. 1585) und August (geb. 1589), sowie zwei Prinzessinnen: Sophie (geb. 1587, gest. 1635 als Wittwe des Herzogs Franz von Pommern) und Dorothea (geb. 1591, starb 1617 als Aebtissin des quedlinburger Stiftes). Die ver- wittwete Kurfürstin lebte seit dem Tode ihres Gemahls zu Colditz, das sie nebst Rochlitz und Borna zum Leibgedinge erhalten hatte, und erzog daselbst ihre Kinder als eine fromme, strenge und umsichtige Mutter vortrefflich. Wie hoch Sophie das Glück schätzte, wohlerzogene Kinder zu besitzen, beweisen auch die noch heute bekannten, nach ihrem Namen benannten Ducaten**), welchen sie als Umschrift die Worte aufprägen ließ: „Wohl dem, der Freude an seinen Kindern erlebt." *) Crell wird beschuldigt, daß er die Audienz und den Zutritt beim Kurfürsten erschwert, viele Befehle ohne dessen Vorwissen erlassen oder sie ihm doch zur Unzeit zur Unterschrift vorgelegt habe. **) Sophie ließ jene Goldmünzen im I. 1616 in der Absicht schlagen, um ihren Sohn, den Kurfürsten I o h a n n G e o rg l., damit anzubinden; durch jene Um- schrift aber wollte sie alle Aeltern ermahnen, ihre Kinder wohl zu erziehen.
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