1854 -
Leipzig
: Hirschfeld
- Autor: Stichart, Franz Otto
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
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Johann Georg Ii.
eine aufrichtige Vereinigung der Reichsstände mit dem Kaiser zu ver-
hindern, sich bereden, mit demselben einen Vertrag auf 4 Jahre zu
schließen, nach welchem der Kurfürst versprach, zwar an allen auf's
Beste des Reiches zielenden Maßregeln Theil zu nehmen, aber aueh
dem König Ludwig Beistand zu leisten, wenn er in dem Besitze der
durch den westphälifchen Frieden erworbenen Reichslander gestört wer-
den sollte, wogegen der König dem Kurfürsten seine Vermittelung in
etwaigen Streitigkeiten mit andern deutschen Reichsftänden zusagte.
Ein ähnliches, auf 10 Jahre bestimmtes Bündniß schloß im I. 1666
Johann Georg Ii. mit den Schweden, welches außer der Auf-
rechthaltung des westphälifchen Friedens im Allgemeinen, insbesondere
aueh die der evangelischen Religion zum Zwecke hatte.
Der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg be-
mühete sich bei einer persönlichen Zusammenkunft mit Johann Georg
zu Kloster Zinna*) bei Magdeburg lim August 1667), diesen von
Frankreich abzuziehen. Auch forderte der Brandenburger unfern Kur-
fürsten im 1.1672 dringend auf, den vereinigten Niederlanden gegen
Ludwig Xiv. zu Hülfe zu kommen. Doch theils das durch die
Jülich-Cleve'sche Erbfolgeangelegenheit hervorgerufene Mißtrauen gegen
Brandenburg, theils Johann Georg's Ii. Liebe zu Ruhe und Frieden
und die so geringe Wahrscheinlichkeit der Gefahr für seine Lande hielten
ihn ab, jener Aufforderurg Folge zu leisten. Indessen schloß er doch
zur Erhaltung der deutschen Freiheit und des westphälifchen Friedens,
sowie zur Wahrung der besonderen Verträge, Würden und Gerechtig-
keiten mit den Kurfürsten von Mainz und Trier, dem Bischof von
Münster und dem Markgrafen von Bayreuth ein Vertheidigungs-
bündniß gegen Frankreich, welchem auch der Kaiser Leo-
pold I. beitrat.
Nachdem Ludwig Xiv. die brandenburgischen Länder am
Rhein und in Westphalen verheert und sonst im Reiche die über-
müthigsten Feindseligkeiten ausgeübt hatte, begann der Kaiser ernst-
licher an die Eröffnung eines Reichskrieges gegen Frankreich
zu denken. Da indessen die Reichsstände sich säumig erwiesen, schloß
der Kurfürst Johann Georg Ii. im März 1673 mit dem Kaiser
einen Vertrag ab, in welchem er ihm eine Beihülfe von 3ooo Mann
und jener ihm zur Vertheidigung der Kurlande eine gleiche Macht zu-
sagte. Da der Kurfürst, der überhaupt persönlich dem Kriegswesen
abgeneigt war, bereits im 60. Lebensjahre stand, so stellte er die 6500
Mann, welche er bereits ein Jahr vor Eröffnung des Reichskrieges
dem Kaiser zur Hülfe gesendet hatte, unter das Commando des schon
damals kriegslustigen Kurprinzen Johann Georg (Iii.), welcher diese
Truppen in dem Kriege von 1673 bis 1679 als Generallieutenant mit
rühmlicher Auszeichnung befehligte. Daß inzwischen Jo Hann Georg Ii.
darauf hin arbeitete, die mit den Franzosen verbündeten Schweden,
*) Hier schlossen sie zugleich einen Vergleich wegen eines neuen Münzfußes mit
einander ab, welchem auch Braunschweig beitrat. Nach diesem sogenannten „zinni-
schen Münzfuß" wurde die Mark Silber zu 10'/2 Thalcr ausgeprägt.