1854 -
Leipzig
: Hirschfeld
- Autor: Stichart, Franz Otto
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
Kurfürst Friedrich August 1
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und Russen nach Warschau auf und nahm den schwedischen General
Horn mit 600 Mann gefangen, während Stanislaus mit seiner
Familie und dem Primas nach Preußen flüchtete. Zugleich wurden
vom sächsischen General Brand 700 Schweden theils nicdergehauen,
theils gefangen nach Warschau eingebracht. Im October aber ward
August von Karl wieder aus Warschau verdrängt. Als Ersterer den
General Schulen bürg mit der sächsischen Infanterie l4000 Mann)
und Cavallerie (500 Mann) nach Sachsen sandte, um dort neue
Verstärkungen anzuwerben, folgte ihm der König von Schweden mit
9000 Mann vorzüglicher Reiter nach, wurde aber bei Punitz an der
Oder (7. Nov.) bei fünfmaligem Angriff so kräftig von den Sachsen
empfangen, daß er denselben das Feld überlassen mußte. Unser Kur-
fürst kehrte jetzt nach Sachsen zurück, da er einen Einfall Karl's in
dieses Land fürchten mußte. Entscheidungsvoll war das Jahr 1706.
Friedrich August hatte den Plan, den General Rehnskiöld durch
Schulenburg mit seiner neu geworbenen 20,000 Mann starken Ar-
mee angreifen zu lassen, um ihm dann selbst (er war bereits wieder im
Nov. 1705 in Polen eingetroffen) mit der russischen Armee in den
Rücken zu fallen und ihn zu vernichten. Allein ehe noch Friedrich
August herbcigecilt war, kam es am 14. Febr. 1706 bei Fraustadt
zur 'Schlacht, in welcher die Schweden vollständig siegten, und nun
that Karl Xil. einen Schritt, der für unfern Kurfürsten jedenfalls der
verderblichste war. Er fiel nämlich mit einem Thcile seiner Armee (von
Stanislaus, dem Gegenkönige August's, begleitet) im September
1706 in das von Truppen entblößte'kurfürstenthum Sachsen ein.
Ehe man sich hier recht besinnen konnte, war Karl Xu. mit seinem
Gencralstabe schon in Grimma, ging nach Leipzig, das ihm, außer-
dem bedeutenden Verpflcgungsaufwande für die einquartierten Truppen,
sofort 19,000 Thlr. bezahlen mußte, und schlug nun sein Hauptquar-
tier zu Altranstädt (zwischen Lützen und Leipzig) auf, während König
Stanislaus das scinige zu Leisnig nahm. Furchtbar war der
Schreck, welcher die sächsischen Unterthanen ergriff, da sie noch aus der
Erzählung ihrer Väter und Großväter her wußten, wie grausam die
Schweden vor 60 Jahren in unserm Vatcrlandc gchauset, und Tausende
flüchteten sich, wie damals, in die Wälder und Einöden. Doch die
tapferen Krieger des heldenmüthigen Karl Xu. waren keineswegs solche
entartete Barbaren, als ihre Vorfahren; und als Karl ein Manifest
erließ, in welchem er strenge Mannszucht zu handhaben versprach und
sichere Nachrichten die Wahrheit dessen bestätigten, so kehrten Alle, die
im ersten Schrecken die Flucht ergriffen hatten, wieder zu ihrer Behau-
sung und Beschäftigung zurück.
Friedrich August 1., welcher in einem schleunigen Frieden das
einzige Nettungsmittel erkannte, sandte nun den Kammerpräsidenten
von Jmhof und den geheimen Referendar Pfingsten an Karl Xii.,
um mit demselben wegen des Friedens zu unterhandeln, und so kam
es denn nach mehrfachen Unterhandlungen endlich am 24.Sept. 1706
zum Abschlüsse des Friedens zu Altranstädt. Die hauptsächlichsten
der allerdings für Friedrich August I. äußerst harten und demüthi-