1854 -
Leipzig
: Hirschfeld
- Autor: Stichart, Franz Otto
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
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Kurfürst Friedrich August I.
mit 1 Million Thaler abgefunden werden sollte. Zugleich versprachen
sich beide Theile, zu gerechter Beschränkung der um sich greifenden
Macht des russischen Czars zusammenzuwirkcn. So war denn der
Langwierige, für unser sächsisches Vaterland so unheilvolle Krieg, in
welchen Friedrich August einzig und allein wegen der polnischen
Krone verwickelt worden war, beendigt. Obschon indessen die Waffen
ruhten, so dauerten doch die Unruhen und Parteiungen im Innern
Polens noch immer fort und machten dem König nicht wenig zu
schaffen. Er mochte übrigens wohl damit umgehen, dem einzigen von
seiner rechtmäßigen Gemahlin gebornen Prinzen lfriedrich August Ii.)
die polnische Krone zu vererben; allein die Häupter der polnischen
Nation zwangen ihn zur Ausstellung einer urkundlichen Erklärung
darüber, daß ihnen nach seinem Tode ihre freie Wahl verbleiben sollte.
Mit dem König Friedrich Wilhelm I. von Preußen war
unser Kurfürst mehrfach in gespannte Verhältnisse gerathen. Nachdem
die Versöhnung zwischen Beiden hergestellt war, veranstaltete Fried-
rich August zu Ehren desselben ein überaus glanzvolles militärisches
Fest, dessen Kosten sich auf 968,780 Thaler beliefen, und wodurch er
zugleich der Welt seine nach dem schwedischen Kriege wieder hergestellte,
30,000 M. starke Armee zeigen wollte. Es war dieß das (vom 30. Mai
bis 29. Juni) 1730 bei Zeithain unweit Mühlberg gehaltene große
Lustlager, bei welchem außer dem König von Preußen und seinem
Kronprinzen (Friedrich Ii. oder dem Großen) noch 47 andere Fürsten
zugegen waren. Die Uebungcn der Armee, deren eine Abtheilung als
Janitscharen gekleidet und bewaffnet und mit 20 Mohren zur Feldmusik
versehen war, fanden auf einem von 500 Bauern und 250 Bergleuten
geebneten Lagerplatze von 3 lumeilen Umfang Statt, während eine
mit 550 holländisch gekleideten Matrosen bemannte kleine Flotte (de-
ren Hauptschiff mit vergoldetem Schnitzwerk allein mit einem Kosten-
aufwand von 15,000 Thlr. ausgerüstet worden war) aus der Elbe
schwamm. Am jenseitigen Elbufcr bei Riesa strahlte des Abends eine
Illumination von mehr als einer halben Million Lampen. Besonders
zeichnete sich ein Feuerwerksgerüste aus, das einen Palast darstellte, an
welchem 200 Zimmerleute mehre Monate hindurch gearbeitet hatten
und wozu 2000 Stämme Holz, 2000 Breter und 6000 Ellen feine
bemalte Leinwand verwendet worden waren. Ein Feuer sprühender
Wallfisch und 4 Delphine verwandelten die Elbe gleichsam in ein
Feuermeer re. Kurz vor Aufhebung des Lagers wurden sämmtliche
Regimenter gespeist und für die kurfürstliche Tafel wurde zum Desert
ein Kuchen von 14 Ellen Länge, 6 Ellen Breite und I sir Ellen Höhe
gebacken, der achtspännig auf einem 10 Ellen breiten Wagen herbei-
geschafft wurde. Ganz Europa hallte wieder von dem bei diesem Feste
entwickelten Prunke.
Mit dem Kaiserhause hatte Friedrich August I. fortwährend
in dem besten Vernehmen gestanden, doch kam er gegen das Ende
seiner Regierung (1732) mit Karl Vi. in einige Spannung, indem er
der österreichischen Erbfolgeordnung dieses Kaisers (pragmatischen
Sanktion, wodurch der ältesten Tochter desselben, Maria The-