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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 243

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Kurfürst Friedrich August H. 243 wußte, nachdem er den vom Kurfürsten geliebten Cabinetsminister Grafen Sulkowski mit Hülfe Oesterreichs und der Jesuiten gestürzt hatte, das Vertrauen seines fürstlichen Herrn in dem Maße sich zu gewinnen, daß dieser ihn fast unumschränkt walten ließ, wobei Brühl bemüht war, Friedrich August Ii. von aller Kenntniß der Staatsangelegen- heiten möglichst fern zu halten.*) Dieser allwaltende Minister war cs, der Sachsen nicht nur in den österreichischen Erb so lg c krieg verwickelte, sondern auch durch seine unheilvolle Politik im zweiten schlesischen Kriege Ungeheuern Schaden brachte und endlich den für Sachsen so verhängnisvollen siebenjährigen Krieg vorzugs- weise herbeisührte. Der erste Krieg nun, in welchen Sachsen verwickelt wurde, war der sogenannte erste schlesische Krieg, in welchem cs sich um die österreichische Erbfolge handelte. Maria Theresia, die älteste Tochter des im Oct. 1740 verstorbenen Kaisers Karl Vi. hatte dem schon erwähnten Erbfolgegesetz (der pragmatischen Sanction) zufolge sofort vom väterlichen Erbe Besitz genommen. Der Vorzug vor ihr gebührte aber den noch am Leben befindlichen Töchtern des Kaisers Joseph I., des älteren Bruders Karl's Vi., nämlich der Gemahlin unsers sächsischen Kurfürsten und der Karl Al brecht's von Bayern. Da jedoch Friedrich August Ii. bei seiner Vermählung wie beider Beanspruchung der polnischen Krone auf dieses Anrecht seiner Gemahlin verzichtet hatte, so schloß er durch Brühl anfangs einen Bund mit Rußland, um mit demselben die (von Preußen und Bayern angefoch- tene) pragmatische Sanction aufrecht zu erhalten. Der König von Preußen Friedrich Ii. forderte nämlich von Oesterreich die einem Agnaten des Hauses Brandenburg im 30jährigen Kriege entrissenen alten schlesischen Erbgüter (die Herzogthümer Jägerndorf, Brieg, Lieg- nitz und Wohlau) zurück und drang siegreich durch Schlesien vor. Der Kurfürst Karl Al brecht von Bayern dagegen, der jene pragmatische Sanction nie anerkannt hatte, drang im Sept. 1741, durch französische Hülsstruppen unterstützt, in Oberösterreich und Böhmen ein. Da än- derte Brühl, dem der französische Marschall Belle-Jsle für Kur- sachsen die Erwerbung von Mähren und Oberschlcsien in Aussicht gestellt hatte, plötzlich seine Politik und trat diesen Beiden bei. 22,000 Mann Sachsen gingen unter des Grafen Rutowski Befehl im Octo- der nach Böhmen und halfen Prag erobern (26. Nov.), worauf Karl Albrecht sich als König von Böhmen (19. Dec.) huldigen ließ, jedoch Prag bald wieder verließ und am 24. Jan. 1742 zu Frankfurt a. M. *) Brühl übernahm ein Amt nach dem andern und zwar so, daß er die früher bekleideten gewöhnlich auch noch bcibehielt. Sv kam es, daß er jährlich eine Besol- dung von 52,142 Thlr. bezog. Ucbrigens war er für Polen Katholik, während er für Sachsen, wo nach den Religionsversicherungen kein wirklicher Minister katholisch sein durfte, Protestant war. Im I. 1737 wurde er in den Reichsgrafcnstand er- hoben und erhielt 1747 die in Sachsen bis dahin dem Namen nach unbekannte Würde eines Premierm i nistcrs. Als solcher war er selbst eigentlich das geheime Cabinet oder die höchste in auswärtigen und in Militärangelcgenheiten Vortragende und ausführcnde Instanz. 16*
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