1854 -
Leipzig
: Hirschfeld
- Autor: Stichart, Franz Otto
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
Kurfürst Friedrich August Ii.
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halten hatte, während der preußische König neue Contributionen
ausschrieb und die Vervollständigung seiner Armee durch sächsische
Recruten auf die härteste Weise betrieb, die Ocstcrrcicher aber we-
gen schlechter Mannszucht den armen Einwohnern nicht minder
lästig wurden.
Doch am schrecklichsten sollte das I. 1760 auf unserm armen
Vaterlande lasten! Friedrich Ii. beschloß, die Residenz Dresden
durch ein Bombardement zur Uebergabe zu zwingen. Am 14.Juli
1760 begann die Beschießung der Stadt und währte bis zum 30. Juli.
Grausenhaft war das Elend, welches dadurch in der Residenz angerich-
tet wurde; ganze Straßen brannten nieder, 5 Kirchen und 416 Häuser
wurden in Asche gelegt. Als Daun zum Entsatz herbeikam, hob
Friedrich Ii. die Belagerung auf und zog, nach Zurücklassung eines
kleinen Preußencorps unter General Hülsen, nach dem bedrohten
Schlesien. Dieser Letztere mußte aber bald Torgau räumen; Witten-
berg wurde nach einem zerstörenden Bombardement (320 Häuser lagen
in Äsche) der Reichsarmce (14. Oct.) übergeben. Durch die gräßliche
Schlacht bei Torgau (3. Nov.) gewann jedoch Friedrich, mit
Ausnahme Dresdens, Sachsen wieder und konnte hier abermals seine
Winterquartiere aufschlagen. *)
Das I. 1761 war für Sachsen etwas erträglicher, da Fried-
rich Ii. nach Schlesi en ging. Dorthin sowie in die Marken zog
sich jetzt der große Krieg, während die unter Prinz Heinrich in Sach-
sen zurückgebliebenen preußischen Truppen bis aus einige Gefechte mit
den Oesterreichern und Reichstruppen das ganze Jahr hindurch sich
ziemlich ruhig verhielten. Im I. 1762 dagegen ging cs in unserm
Vaterlande wieder sehr kriegerisch her, da Prinz Heinrich die Oester-
reicher sammt der Reichsarmee aus Sachsen zu vertreiben suchte. Am
12. Mai hatte er bei Döbeln über die Oestcrrcicher gesiegt und ebenjo
am 29. Oct. in der blutigen Schlacht bei Freibcrg die Oberhand
behalten und den Feind bis weit in Böhmen hinein verfolgt. Um
diesen kleinen nutzlosen Krieg zu enden, kam Friedrich Ii. selbst nach
Sachsen und schloß im November 1762 für die Wintermonate einen
Wafsenstillstand. Auch in diesem Winter mußte Sachsen für die
Preußen wie für die Oesterreicher zum Winterquartiere dienen. Die
Noch und das Elend wurde noch durch große Thcurung aller Lebens-
bedürfnisse und durch eine Münzverwirrung gesteigert, welche die gänz-
liche Verarmung zahlreicher Familien zur Folge hatte. Es war nämlich
die leipziger Münzstätte, nach Entfernung der kursächsischen Münzbe-
amten, durch Friedrich Ii. mehren Juden überlassen worden, deren
Pacht, von Jahr zu Jahr erhöht, gegen Ende des Kriegs bis auf
*> Er blieb während dieses Winters zu Leipzig, von besten Bürgerschaft er,
unter Aufhängung von Pechkränzen an die Häuser, die ungeheure Summe von
1,100,000 Thlr. forderte, die zuletzt durch die Vermittelung eines edlen Mannes,
des berliner Kaufmanns Gotzkowsky, auf 800,000 Thlr. herabgesetzt wurde. 120
der angesehensten und reichsten Männer der Stadt waren in der härtesten Weise ge-
fangen gesetzt worden und 17 derselben mußten 4 Monate lang in abscheulichen
Kerkern schmachten.