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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 252

1854 - Leipzig : Hirschfeld
252 Kurfürst Friedrich August Ii. des Grafen von Brühl*) lag, dessen Selbstsucht von der Kurfürstin und dem Kurprinzen vollständig, aber erfolglos durchschaut wurde, so erhielt die Justizverfassung Sachsens (durch Verwandlung des Appel- lationsgerichts in einen b eständig en Gerichtshof u. a.) einige bedeu- tende Verbesserungen, sowie die Polizeigesctzgebung durch eine Gesinde-, eine Trauer- und eine, auf das Tragen inländischer Stoffe gerichtete Kleiderordnung u. v. a. sich thätig zeigte. Bemerkenswerth ist, daß der Kurfürst 1735 eine über Förderung des Handels und der Gewerbe bei allen Behörden Kunde einziehende und ihre Vorschläge darauf grün- dende Commerciendeputation ins Leben treten ließ, ebenso daß er 1748 zur Bildung junger Armee-Chirurgen das medicinisch- chirurgische Collegium zu Dresden stiftete und 1738 zu Neustadt- Dresden ein Erziehung sin stitut für Soldatenkinder gründete. — Von den unter diesem Kurfürsten erfolgten Erweiterungen des sächsischen Gebietes ist oben schon die Rede gewesen. Außerdem möge hier noch erwähnt werden, daß unter seiner Regierung die alten Streitigkeiten über die Lehens- und Landeshohheits-Verhältnisse mit den sächsischen größeren Vasallen geordnet wurden, nämlich mit den Grafen von Stollberg 1738 und mit denen von Schönburg durch den Receß von 1740, welcher letztere später (1835) wesentliche Abände- rungen erlitten hat. Als ein schweres Unglück lastete während der Regierung dieses Fürsten Brühl's Gewaltherrschaft auf dem armen Vaterlande. Da Brühl, wie bereits oben erwähnt wurde, nach und nach fast alle hohen Civil- und Militärstellen in seiner Person zu vereinigen gewußt hatte, so vergab er die übrigen Aemter nach Belieben an seine Geschöpfe. Trotzdem, daß er für seine verschiedenen Aeinter die Summe von 52,Oo0 Thalern an jährlichen Einkünften bezog, so reichte doch diese bei Wei- tem nicht hin, seine Habgier, Verschwendung und Prunksucht zu be- friedigen. Sein Haushalt war wahrhaft fürstlich; der Prunk in den Gemächern, der Aufwand für Tafelgenüsse, Kleidung, Lustbarkeiten re. ging ins Unglaubliche.**) Seine Dienerschaft allein belief sich auf 200 Personen, eben so stark war seine von ihm hochbezahlte Leibwache, und der jährliche Aufwand im brühl'schen Hause betrug darum mehr als eine halbe Million Thalcr. Daher suchte er die Zugänge zu seiner Privatkasse auf alle Weise zu erweitern. So kam es, daß seinen acht Secretären, denen er die ganze Staatsverwaltung überließ, Alles käuflich war und selbst die städtischen Rathsstellen auf ihre Empfehlungen oder *) Indessen wußte der eigenmächtige Graf seinen königlichen Herrn klüglich irr der Neberzeugung einer völlig selbstständigen Regierung zu erhalten. **) Unter Ärühl 's Nachlaß, über welchen er bis auf den ,,Brillanten-Hemden- knopf unter dem Halse" testamentarisch verfügte, befanden sich unter Anderem an Pretiosen: 87 Ringe, 843 Tabaticren, 55 Etuis, 102 Taschenuhren, 75 Degen und Hirschfänger, 29 spanische Röhre, 67 Riechfläschchen rc. — sämmtlich aus 376,000 Thlr. gewürdert. Unter der auf nahe an 54,000 Thlr. angegebenen Garderobe be- fanden sich unter Anderem 198 gestickte Kleider nebst doppelten Westen, 43 Schlaf- röcke, 47 Pelze, 17 Muffe ic. Trotzdem, daß Brühl durch den Krieg einen Verlust von 4 bis 5 Mitt. Thlr. erlitten, verblieb doch bei seinem Tode, nach Abzug der Schulden, noch ein Vermögen von 1,539,346 Thlr.
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