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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 253

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Kurfürst Friedrich August H- 253 Befehle hin gegen Geldcntschädigung besetzt wurden. Brühl trug kein Bedenken, Domänen zu veräußern, Anleihen auf sie zu entnehmen und die Abgaben willkürlich zu erhöhen. Kein Wunder, daß dabei die Finanzen des Landes und des kurfürstlichen Hauses in den kläglichsten Zustand geriethen. Eben so wenig machte sich Graf Brühl ein Ge- wissen daraus, die Unterthanen, selbst Wittwen und Waisen, um ihre Ersparnisse zu bringen. Dabei nahm er sehr willfährig Geschenke vom Könige und von Unterthanen, so daß es ihm ein Leichtes war, mehre der schönsten Herrschaften in Sachsen und Polen an sich zu bringen, deren Werth vor Ausbruch des siebenjährigen Krieges sich auf uahc an 6 Millionen Thalcr belief. Seiner unglückseligen Politik ist bereits gedacht worden. Die Triebfedern, durch welche Brühl'ö Handlungen im Dienste seines Königs und des Staates geleitet wurden, waren lediglich Hab- und Herrschsucht, Ehrgeiz, Eitelkeit und Prunksucht. Wenn er seinem Fürsten die Mühe der Regierung abnahm, für dessen Ruhe und Unterhaltung, sowie für das Vergnügen und den Glanz seines Hofes sorgte, so glaubte er, wie er sich dessen in seinem Testa- mente mit wahrer Selbstzufriedenheit rühmte, seine Pflichten gegen den- selben vollkommen erfüllt zu haben. Gleich nach dem Tode des Kur- fürsten legte ec wegen geschwächter Gesundheit seine Stelle nieder und folgte bereits nach 22 Tagen demselben im Tode nach. Wie glücklich ist unser Vaterland zu preisen, daß cs nach diesem Einen Brühl von da an bis auf die neuesten Zeiten so viele treffliche Männer unter den Räthen der Krone aufzuwcisen haben sollte! Die äußerliche Erscheinung des Kurfürsten Friedrich August Ii. war eine äußerst vortheilhafte. Besaß er auch nicht die glänzenden Geistcscigcnschaften seines Vaters, so wird ihnl doch eine außerordent- liche Gutmüthigkeit nachgerühmt, durch welche er eben auch den Täu- schungskünsten eines Brühl zugänglich wurde. Bei seinem Regie- rungsantritte gelobte er jedem seiner Unterthanen in seinen Anliegen unmittelbares Gehör (in der geheimen Cabinetskanzlei). Doch wußte Brühl bald durch allerlei Künste, unter dem Vorwände, für die Ruhe des Herrn zu sorgen, allen unmittelbaren Zugang zum Fürsten abzu- schneidcn, so daß der Kurfürst nur das und nur so viel erfahren durfte, als Brühl wollte. Jedenfalls würde Friedrich August ohne diese täuschende Umgarnung seines Premierministers weit mehr gewirkt haben. Uebrigcns war der Kurfürst mit besonderer Vorliebe außer der Jagd der Kunst zugethan und verwendete auf Gemälde und Unterhaltung seiner Kapelle namhafte Summen, wie denn überhaupt seine sächsische Residenz, wo er (bis auf die letzten unglücklichen Zeiten) öfter und länger verweilte, als zu Warschau, seinem auf den oben erwähnten Resten ausgebildetcn Kunstsinne manche treffliche Erwerbungen ver- dankte. Roch sei bemerkt, daß er im I. 1736 seinem Vater ein ehren- des Denkmal in der noch jetzt zu Neustadt-Dresden befindlichen Reiter- statue errichtete. — Wie dieser sein Vater der erste, so war er der letzte sächgschc Fürst, welcher die für Sachsen so wenig heilbringende polnische Krone trug.
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