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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 262

1854 - Leipzig : Hirschfeld
262 Prinz Raver. freien Zutritts zum Fürsten bedeutend einschränkte und schriftliche Ein- gabe der Wünsche und Beschwerden, ohne Uebergehung der zunächst Vorgesetzten Behörden, verlangte, widmete er sieh mit Eifer den Negie- rungsgeschäften und hielt in Gegenwart der verwiltweten Kurfürstin, welche er überhaupt bei den Regierungsangelegenheiten fleißig zu Rache zog, und der er namentlich die Leitung der Finanzangelegenheiten beließ, zweimal in der Woche Ministerrath, sowie er auch oft die Ehefs der übrigen Oberbehörden zu sich berief. Beamte, welche als schuldige Theilnehmer des unredlichen brühl'schen Verwaltungswesens sich er- wiesen, wurden vom Administrator entlassen, der neuen Ausgabe nicht Gewachsene mit Gnadengehalt in den Ruhestand gesetzt und in die erledigten Staatsämter immer nur tüchtige und verdienstvolle Männer gerufen. Zur Beaufsichtigung der inneren Verwaltung wurden in den sieben Kreisen der Erblande Kreishauptleute angestellt, mit Beiordnung einiger Amtshauptleute, und dadurch eine Einrichtung wiederhergestellt, die im Laufe der Zeit erloschen war. Eine vorzügliche Sorgfalt wendete der Administrator darauf, das durch den siebenjährigen Krieg fast ganz vernichtete Handels- und Gewerbewesen durch geeignete Einrichtungen wieder emporzubringen. Mit der Einziehung schlechter Münzsorten und Ausprägung besserer wurde fortgefahren; zur Anlegung von Straßen wurde ein Anfang ge- macht; gegen gewisse Einfuhrartikel aus Oesterreich und Preußen als Vergeltungsmaßregel ein Handelsverbot erlassen. Am Hofe durften nur inländische Stoffe getragen werden. Ganz besonders wichtig für die Belebung des Landbaues, der Industrie und des Handels war es, daß Prinz Rave r dafür 1764 einen Mittelpunkt in der erweiterten Commereien-Deputation herstellte, nämlich in einer Behörde, welche unter dem Namen einer „Landes-Oekonomie-, Manufactur- und Commereien- Deputation" errichtet wurde. Zur Verbesserung der inländischen Schaf- zucht wurden im I. 1765 eine Anzahl spanischer Schafe angekaufr und auf den kurfürstlichen Vorwerken zu Hohnstein, Lohmen und Rennersdorf die sogenannten spanischen Schäfereien angelegt. Auch den im letzten Kriege gesunkenen Bergbau suchte der Administrator in mehrfacher Beziehung zu heben, und das Bemerkenswerthefte ist die von ihm (in der Ueberzeugung, daß vor Allem eine wissenschaftliche Begründung des Bergbaues noch thue) im I. 1765 bewirkte Stiftung der berühmten Bergakademie zu Freiberg, welche zu Ostern 1766 eröffnet wurde. Den durch den Krieg sehr beschädigten Waldungen half Prinz Raver dadurch auf, daß er die bisher vereinigten Zweige des Jagd- und Forstwesens trennte und einen tüchtigen Forstwirt!) aus Braunschweig berief. — Unter der Regentschaft des Prinzen Rav er erhielt Leipzig eine Zeichnungs-, Maler- und Architektur-Akademie und Meißen eine Zeichnenschule, gleichsam als Filialanstalten der dresdner Akademie. Auch zur Aufhülfe der Finanzen schritt Prinz Raver auf der von seinem Bruder betretenen Bahn fort, indem er zur Tilgung der Kam- merschulden eine Kammercreditkasse errichtete*) und bereits den 22. Dec. *) Bereits int I. 1815 war die ursprünglich 9 Millionen betragende Kammer- schuld bis auf 3 Millionen getilgt.
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