1854 -
Leipzig
: Hirschfeld
- Autor: Stichart, Franz Otto
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
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König Friedrich August Ii.
Gebiete der Landwirthschaft, sowie für die Ausbildung taubstummer
oder blinder Personen Verfügungen erlassen. Die im I. 1838 ver-
suchsweise errichtete Landeswaisenanstalt zu Großhennersdorf wurde
zu einer Erziehungs- und Besserungsanstalt für sittlich verwahrloste
Knaben umgestaltet, die im I. 1847 begründete Anstalt zu Ausbildung
blödsinniger Kinder zu Hubertusburg zur öffentlichen Landesanstalt
1852 erklärt. Das Po st wesen wurde 1850 durch eine neue Tarord-
nung und 1852 durch den Anschluß an den deutsch-österreichischen
Postverein seiner wesentlichen Bestimmung, der Förderung und Er-
leichterung des öffentlichen und Privatverkchrs immer mehr zugeführt.
Im Steuer- und Finanzwesen machten die insbesondere in Folge der
unruhvollen Jahre 1848 und 1849 vermehrten Staatsbedürfnisse (wäh-
rend früher Erlasse gewährt werden konnten) Erhöhungen nöthig. Hin-
sichtlich des für Handel, Verkehr und Gewerbe so überaus wichtigen
Eisenbahnwesens gebührt unserm sächsischen Vaterlande der Ruhm,
daß in demselben die erste große Eisenbahn in Deutschland,
nämlich die 1836 begonnene und im April 1839 eröffnete leipzig-
dresdner Bahn, ausgeführt wurde. Demnächst aber bestehen in
Sachsen noch vier andere Bahnen als Staatsbahnen, deren Ueber-
nahme in der neuern Zeit zwar erhebliche Kosten gefordert hat, aber
sicherlich von größtem Vorthcil für die Zukunft sein wird. *) Um die
Verbindung der leipziger und der schlesischen mit der böhmischen Bahn
herzustelleu und so das adriatische Meer mit dem Norden zu verbinden,
beschloß die sächsische Regierung die Errichtung einer zweiten Elbbrücke,
der Marien brücke, welcher Prachtbau im April 1852 dem öffentli-
chen Verkehr übergeben wurde. Auch die sächsisch-bayerische Staats-
bahn wurde mit der leipzig-dresdner und der leipzig-Magdeburger
Bahn unfern Leipzig durch eine Zweigbahn verbunden. Die Armee,
welche im I. 1849 so glänzende Beweise von Muth und Ausdauer-
gegeben, wurde noch in demselben Jahre durch Einstellung von Dicnst-
und Kriegsreserven bis auf 25000 Mann vermehrt, in Folge dessen
die Reiterei zu 4 Regimentern mit je 5 Schwadronen, die Infanterie
zu 4 Linien- und 1 Jäger-Brigade je zu 4 Bataillonen organisât, in
der Bewaffnung und Bekleidung der Mannschaften zweckmäßige Ver-
änderungen cingeführt, so wie im Jahre 1852 hinsichtlich der Mili-
tärpflicht die Stellvertretung in Friedenszeitcn wieder eingeführt.
Im Gebiete des Cultus und öffentlichen Unterrichts ist unter
Anderem hcrvorzuhebcn, daß 1848 die Rechtsverhältnisse der Deutsch-
Katholiken gesetzlich geordnet, 1851 die Erhöhung des Einkom-
mens der Volks sch ullehrer ausgesprochen, auch weitere Bestim-
*) Die 4 Staatsbahnen sind: 1) die sächsisch-bayerische mit ihrer berühm-
ten Gölzschthalüberbrückung und der w c r d a u - zw i ck a u er Zweigbahn, 1844 er-
öffnet; 2) diesächsisch-schlesische Bahn, 1846 dem Betriebe übergeben und seit
dem 31. Jan. 1851 vom Staate übernommen, welcher zugleich den Betrieb der lö-
bgu-rittauer Gescllschaftsbahn, die 1847 eröffnet wurde, zur Zeit leitet; 3> die säch-
sisch-böhmische Bahn, 1851 dem Berkehr übergeben und 4) die in die lcipzig-
drcsdner mündende ch em n i tz-riesa er Bahn, am 31. Dec. 1850 vom Staate über-
nommen und 1852 auf die gesammte Ausdehnung eröffnet.