1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
11
die Eintheilung in Kasten, wie die Hindu in Ostindien. Die erste Kaste
war die der Priester. Diese standen in hohem Ansehen, waren Rathgeber
des Königs, Richter und Aerzte, und besaßen allein Gelehrsamkeit; aus ihnen
wurden auch die Todtenrichter des Königs gewählt; daher mußte sich selbst
der König vor ihnen fürchten. Nach ihnen kamen die Krieger. Sie be-
saßen, nebst den Priestern, allein Ländereien, die ihnen statt des Soldes ge-
geben wurden; daher mußte ihnen recht sehr daran liegen, daß kein Feind das
Land erobere. Tausend von ihnen hatten stets die Wache beim Könige. Die
zahlreichste Kaste war die der Künstler, zu denen auch die Handwerker und
Kaufleute gehörten. Daß die Aeghpter es in den Künsten schon recht weit
gebracht hatten, zeigen die herrlichen Bauwerke, besonders auch die künstlich
ausgeführten halberhabenen Darstellungen auf den Mauern in Theben, wo
selbst die Stickereien der Gewänder, die Verzierungen der Schiffe und Waffen
u. dgl. aufs Genaueste ausgedrückt sind. An Beschäftigung fehlte es diesen
Leuten bei der Baulust der Aeghpter gewiß nicht. Eine vierte Kaste war die
der Ackerbauer, die aber kein Eigenthum besaßen, sondern nur die Pächter
der Priester und Krieger waren. Die letzte und ganz verachtete Kaste war
die der Hirten. Besonders verachtet waren die Schweinehirten. Die, welche
zu dieser Kaste gehörten, durften nicht einmal in die Tempel kommen, und
jeder andere Aeghpter vermied die Gemeinschaft mit ihnen. Daher ließ auch
Joseph in Aeghpten seine ihn besuchenden Brüder an einem besonderen Tische
essen, weil sie Hirten waren.
Die Geschichte Aeghptens ist älter, als jede andre, aber dunkel. Scharf-
sinnige Berechnungen und bewunderungswürdige Untersuchungen über die Mo-
numente und Inschriften treten in theilweise ganz widersprechenden Resultaten
an die Stelle historischer Zuverlässigkeit. Als erster König wird Menes
genannt, dessen Zeit verschieden angegeben wird, wahrscheinlich aber viele
Jahrhunderte über die Sündfluth hinaufreicht. Er soll Memphis gegründet
und hier dem Phtha, dem Feuergott, einen Tempel errichtet haben. Nach
ihm regierten die Könige zu Memphis, die Erbauer der meisten Phramiden;
am berühmtesten Cheops, Chefren und Mhkerinos. Lange Zeit herrschten
neben ihnen Könige in dem Reiche Theben, die endlich die Oberhand ge-
wannen und um 2300 v. Ehr. beide ägyptische Reiche vereinigten, aber in
Memphis residirten. Zu diesen Herrschern beider Aeghpten gehörte jener König
Möris oder Amenemha, der den See Möris mit seinem Canal angelegt und
das Labyrinth zuerst erbaut haben soll, wenn es möglich ist, in einem Men-
schenleben so große Werke zu vollenden. Auch wurde die Herrschaft der
Aeghpter nach dem Süden hin ausgebreitet. Da brachen kriegerische Noma-
denvölker, Hhksos genannt, aus Asien über die Landenge herein, eroberten das
untere Reich Memphis und herrschten dort mehrere Jahrhunderte, bis gegen
1600 v. Ehr. Ob die Einwanderung Jakobs mit seiner Familie zu den
Zeiten der Hhksos, wie Viele glauben, erfolgt sei, oder neueren Ansichten nach,
bald nach ihrer Vertreibung, ist nicht ausgemacht. Bald wird Dshmandias,
bald Sesortesen, bald Sethos als der König genannt, der den Joseph erhöht
habe. Die ägyptischen Pharaonen hatten sich in das obere Reich Theben
zurückgezogen und es gelang ihnen endlich die Vertreibung der Eroberer.
Nun aber blieb Theben die erste Hauptstadt beider vereinigten Reiche und