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1. Alte Geschichte - S. 44

1859 - Leipzig : Fleischer
44 der dem Aristodem würdig nacheiferte, und ihn bald an Glück und Tollkühnheit weit übertraf, Aristomenes, sammelte einen Haufen gleichgesinnter Jüng- linge, und begann die Feindseligkeiten. Nachdem er in einem Treffen großen Ruhm erworben, und die ihm angebotene Königswürde ausgeschlagen hatte, war er so keck, während der Nacht in die offene, dunkle Stadt Sparta einzu- dringen, und in dem Tempel der Pallas Athene seinen Schild mit seinem Na- men zum Andenken seiner über die Feinde errungenen Vortheile aufzuhängen. Wenn die Spartaner durch diese Dreistigkeit in Staunen gesetzt wurden, so wur- den sie bald darauf nicht minder durch ein anderes Ereigniß erschreckt. Als sie einst im Lager das Fest der beiden Göttersöhne Kastor und Pollux begingen, er- schienen zwei Messenische Jünglinge, Gefährten des Aristomen, Gonippos und Panormos, auf schnaubenden Rossen, in weißer Kleidung, über welche ein pur- purner Mantel geworfen war, Lanzen in der Hand. Ihr ungewohntes Erschei- nen machte die Spartaner glauben, daß die beiden himmlischen Jünglinge vom Himmel gekommen wären, das Fest mit ihrer Gegenwart zu beehren. Sie lie- fen daher unbewaffnet herbei, und fielen ehrfurchtsvoll vor ihnen nieder. Jene dagegen legten ihre Speere ein, stachen und ritten eine Menge zu Boden, und sprengten dann eben so schnell, wie sie gekommen waren, davon. — Die Spar- taner baten endlich das Orakel in Delphv um einen Rath in ihrer mißlichen Lage. Die Antwort lautete: „Erbittet euch von den Athenern einen Feldherrn!" So schwer sich auch die stolzen Spartaner dazu entschlossen, so wurde doch eine Botschaft nach Athen geschickt. Der Feldherr, den ihnen die Athener sandten, war ein gefeierter Dichter, Tyrtäos, aber ohne kriegerische Berühmtheit, und obendrein lahm. Dennoch wurde er als ein Geschenk der Götter willig ange- nommen, und wurde ihnen später noch theurer, als er durch seine Schlacht- gesänge sie zu Muth und Tapferkeit begeisterte. — Eines Tages erfuhr Aristomen, daß eine Anzahl spartanischer Frauen und Mädchen in einem unweit der Gränze gelegenen Tempel der Demeter ein Fest feierten. Er überfiel sie mit einer kleinen Schaar, um sie zu rauben, fand aber einen unerwarteten Widerstand, indem sich die Weiber mit Messern, Beilen und brennenden Fackeln hartnäckig wehrten; ja zuletzt wurden die Messenier verjagt und Aristomen gefangen ge- nommen. Zu seinem Glücke lieferte ihn die Oberpriesterin, die Mitleid mit ihm fühlte, nicht nach Sparta aus, wo er gewiß mit dem Leben hätte büßen müssen, sondern entließ ihn während der Nacht seiner Haft. — Nachdem die Messenier gegen die Spartaner eine Hauptschlacht verloren hatten, zog sich Aristomen nach der Bergfestung Ira zurück; von hier aus vertheidigte er sich 10 Jahre lang gegen die das Land verheerenden Spartaner, und begnügte sich, dann und wann Ausfälle zu machen. Bei einem derselben, als er sich zu weit vorge- wagt hatte, wurde er abgeschnitten, und nach verzweifelter Gegenwehr zum Ge- fangenen gemacht. Man führte ihn triumphirend nach Sparta, und verurtheilte ihn alsbald, mit den übrigen Gefangenen in eine tiefe Höhle, die Käada, hinab- gestürzt zu werden. Bei diesem furchtbaren Sturze wurde er, wie durch ein Wunder, durch seinen Schild gerettet, der die Gewalt des Falles schwächte, und ihn so, gleichsam hinabschwebend, unversehrt aus dem Boden der Höhle an- kommen ließ. Hier brachte er zwei Tage unter dem Leichengeruch der herum- liegenden Todten zu. Den Tod erwartend, hatte er sich, das Gesicht in seinen Mantel gehüllt, auf ein Felsstück gesetzt, als er durch ein leises Geräusch aus-
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