1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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geschildert hat, kam er nach Mittel-Italien in die Nähe des nachherigen Roms.
Hier baute Askan (Anchises und Aeneas waren indessen gestorben) eine Stadt,
Alba longa.
In dieser Stadt lebten etwa 100 Jahre nach Lykurg zwei Brüder, Nu-
mitor und Amulius, die zugleich regierten. Aber Amulius stieß seinen
Bruder vom Throne, und ließ ihn zwar am Leben, mordete aber dessen Sohn,
und machte die Tochter, Rhea Silvia, zu einer Vestalin, d. i. Priesterin der
Göttin Vesta, als welche sie nie heirathen durste So hoffte Amulius verhin-
dert zu haben, daß kein Rächer für den Numitor ausstände. Aber die Vorse-
hung wollte es anders. Jene Vestalin verband sich insgeheim mit einem Manne,
und zwar, wie sie zu ihrer Entschuldigung sagte, mit dem Gotte Mars, und be-
kam Zwillinge. Sogleich ließ Amulius die Rhea Silvia ins Wasser stürzen,
die Neugebornen aber in eine Wanne legen, und nach dem Flusse, der Tiber,
die unfern floß, tragen, damit sie darin umkommen sollten. Dennoch wurden
sie, wie einst Moses, glücklich erhalten. Der Strom war gerade ausgetreten;
die Wanne blieb an einem wilden Feigenbäume, den man noch lange nachher
zeigte, hängen, und kam, nachdem das Wasser ziemlich abgelaufen war, auf
dem Trockenen zu stehen. Eine Wölfin, erzählt die Sage, habe sie gefunden,
aber nicht gefressen, sondern gesäugt, bis der Oberhirte des Königs' Faustnlus, die
Kinderfand, und zu seiner Frau, Acca Laurent ia, brachte, welche sie mit-
leidig als ihre Kinder aufzog, und den einen Romulus, den andern Re mus
nannte. Als die Knaben herangewachsen waren, thaten sie sich vor den Andern
durch Muth und Geschicklichkeit hervor, und trieben Viehzucht und Jagd gleich
den Andern. Endlich wurde ihre Abkunft durch einen Zufall entdeckt. Es
entstand zwischen ihnen und den Hirten des Numitor ein Streit über die
Weideplätze, und die letzteren mußten nachgeben. Um sich zu rächen, wollten
sie sich bei einem Feste des Pan, den Lupercalien, der Brüder bemächtigen;
aber es gelang ihnen nur, den Remus zu greifen. Diesen brachten sie zum
Könige, der ihn zur Abstrafung an den Numitor auszuliefern befahl. Die
Gesichtszüge des Jünglings, sein kühnes Benehmen, sein edler Anstand machten
jenen aufmerksam, und als er sein Alter erfahren hatte, zweifelte er nicht
länger, daß derselbe sein Enkel sey. Während dessen entdeckte Faustulus, durch
die Umstände bewogen, dem Romulus das Geheimniß seiner Geburt. Dieser
eilte daher zum Numitor, um diesen durch die Entdeckung zu verhindern, am
Remus Rache zu nehmen. So wurde das Geheimniß noch offenbarer, und
Numitor überlegte nun mit seinen Enkeln, was zu thun sey. Diese erboten
sich, am Amulius in ihrem und des Großvaters Namen blutige Rache zu
nehmen, was in jenen rohen Zeiten nicht nur erlaubt, sondern selbst Pflicht
zu seyn schien. Sie stürmten mit ihren Gefährten hin zum König, schlugen
ihn tobt, und setzten den Numitor wieder auf den Thron.
Zur Belohnung baten sie sich aus, auf dem Hügel, an dessen Fuße sie einst
gefunden worden waren, eine Stadt zu erbauen. Das wurde ihnen gewährt,
und die Stadt Rom genannt. Man setzt den Bau ins Jahr 754 vor Chri-
stus. Aber dabei entstand ein Streit zwischen den beiden Brüdern, und — Romu-
lus schlug den Remus todt. Romulus (754—715) wurde erster König von
Rom. So elend die erste Anlage der Stadt auch seyn mochte, so wuchs diese
doch bald heran, theils wohl, weil alles Neue den Menschen anzieht, theils