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1. Alte Geschichte - S. 62

1859 - Leipzig : Fleischer
62 er ließ die Magier, die ihm so übel gerathen hatten, ans Kreuz schlagen, und stürmte mit einem neuen Heere seinem Enkel entgegen. Aber — auch er wurde geschlagen und gefangen. So bestrafte die Vorsehung die Schandthat, welche er an seinem Enkel hatte ausüben wollen. Harpagos aber, der sich schon bei jener Mahlzeit^ als einen feigen Herrendiener gezeigt hatte, bewies jetzt, daß er eine gemeine Seele habe. Denn er suchte den gefangenen König auf, verhöhnte ihn, und fragte ihn schadenfroh, wie ihm die Sclaverei gegen seine vorige Herrschaft schmecke? — Dies war das Ende des Reiches der Meder, 560; denn Khros nannte sich nun nicht König von Medien, sondern von Persien, welches also von dem kleinen Ländchen am persischen Meerbusen ausging, und indem er viele um- liegende Länder eroberte, wurde er Stifter des großen persischen Reichs, welches über 200 Jahre gedauert hat. Kaum war Khros 560—529 auf dem persischen Thron befestigt, so fing er auch schon an, auf Eroberungen auszuziehen. Zunächst ging er auf den König von Lydien, Kroisos, los. Klein-Asien nämlich wurde damals von mehreren kleinen Völkerschaften bewohnt, aus denen sich verschiedene Staaten gebildet hatten. Das mächtigste Reich darunter war Lydien. Es lag in dem westlichen Theile der Halbinsel, und erstreckte sich bis an die Küsten des ägäi- schen Meeres, umfaßte also auch die Städte, in welchen die Ionier wohnten. Sardes war die Hauptstadt. Jener Kroisos war zu seiner Zeit als der reichste Fürst berühmt. Er war so reich und mächtig, daß er sich für den glücklichsten Menschen hielt. Aber Gott zeigte an ihm, daß Niemand so reich und mächtig sey, den Er nicht in den Staub herabziehen könne. Das erste Unglück, welches ihn traf, war, daß sein Sohn aus einer Eberjagd ums Leben kam. Dann kam der oben erwähnte Gesetzgeber Athens, Solon, an seinen Hof, wurde gut aus- genommen, und Kroisos ließ ihn in seinen reichgefüllten Schatzkammern herum- führen. Dann fragte er ihn: „Du giltst für einen sehr weisen und vielgereisten Mann. Daher möchte ich dich wohl fragen, ob du irgendwo einen glücklicheren Menschen gesehen hast, als mich?" „O ja!" antwortete Solon, „den Athener Tellos." — „Wie so?" fragte Kroisos, „wer war dieser Mann?" — „Tellos," erwiederte jener, „hatte gesunde und brave Kinder, und von diesen viele Enkel, von denen keiner starb. Endlich fand er nach einem glücklichen, ruhigen Leben einen ehrenvollen Tod; denn er fiel in einer Schlacht, in welcher die Athener siegten, ruhmvoll, wurde von seinen Mitbürgern hoch geehrt, und auf öffentliche Kosten begraben." — „Aber," sagte Kroisos, „wen hältst du nächst dem Tellos für den Glücklichsten?" — „Den Kleobis und Biton!" war die Antwort. — „Wer waren diese?" fragte der König weiter. — „Das waren zwei Brüder, aus Argos gebürtig, wackere Männer. Beide hatten in den Wettkämpfen einen Preis erhalten. Einst feierten die Bürger ein Fest zu Ehren der Here (Ge- mahlin des höchsten Gottes Zeus). Ihre Mutter, welche eine Priesterin war, sollte nach dem Tempel, der einige Stunden entfernt lag, auf einem Wagen fahren; aber die Zugochsen kamen nicht zur rechten Zeit an. Da spannten sich die braven Jünglinge selbst vor und zogen ihre Mutter bis zum Tempel. Jedermann sobte die edle That, und die Frauen wünschten der Mutter Glück, solche Söhne zu haben. Aber die Mutter flehte die Göttin an, ihren Söhnen das schönste Loos, welches Menschen zu Theil werden könnte, zu verleihen.
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