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1. Alte Geschichte - S. 115

1859 - Leipzig : Fleischer
115 hätte, wenn nicht zwei Verbrechen, welche sie sich zu Schulden kommen ließen, 449 sie gestürzt hätten. Es war nämlich wieder ein Krieg mit einigen benachbarten Völkern (den Aequern und Sabinern) ausgebrochen, und einige der Zehnmänner waren im Lager, während die andern in Rom regierten. Die im Lager suchten hier gelegentlich diejenigen Römer auf die Seite zu schassen, die ihnen gefährlich dünkten. Keiner hatte dreister über ihr tyrannisches Verfahren gesprochen, als Siccius Dentatus, ein allgemein geachteter Plebejer. Er hatte in 120 Ge- fechten seine Tapferkeit bewährt, war mit ehrenvollen Narben bedeckt und bis zum Range eines Centurio hinaufgestiegen. Diesen Mann schickten sie mit einem Haufen zum Meuchelmord gedungener Soldaten aus. Als diese mit ihm in einen Hohlweg kamen, stürzten sie über ihn her, und nachdem er mehrere von ihnen niedergehauen hatte, ermordeten sie ihn und gaben dann vor, sie wären von Feinden überfallen, und dabei ihr braver Hauptmann getödtet worden. Das Heer beklagte den Verlust des wackern Mannes; aber die That wurde bald ruchbar; Jeder bezeichnete die Zehnmänner als Mörder des Siccius. Eine andere Schandthat war noch empörender. Appius Claudius hatte die sechzehnjährige Virginia, Tochter eines geachteten Plebejers, des Virginius, gesehen, und begehrte sie zu besitzen. Aber sie war bereits mit einem jungen und angesehenen Plebejer, Jcilius, verlobt, und Appius wurde also zurückgewiesen. Dies war dem stolzen Appius unerträglich, und er verabredete daher mit einem nichtswürdigen Wrenschen, Namens Claudius, einen Plan, sie zu entführen. Claudius mußte sie, als sie einst über die Straße ging, vor den Richterstuhl des Appius führen, und vorgeben, daß sie die Tochter einer seiner Sclavinnen, und als Kind ihm vom Virginius geraubt sei. Alle Umstehende bedauerten das arme verlassene Mädchen; denn der Vater war im Lager; aber Niemand wagte sie zu retten, aus Furcht vor den umstehenden Lictoren. Da kam Jcilius herbeigestürzt, und bewirkte wenigstens, daß sie für den Augenblick losgegeben, und eine neue Untersuchung für den folgenden Tag angesetzt wurde. „Ist aber Virginius morgen nicht zur Stelle," setzte Appius hinzu, „so fällt sie dem Claudius anheim; dafür werden schon die Gerichtsdiener sorgen" Er schickte aber einen Boten in's Lager, und ließ den andern Zehnmännern sagen, dem Virginius keinen Urlaub zu gestatten. Aber als dieser Bote hinauskam, war Virginius bereits auf dem Wege nach der Stadt; denn die Brüder des Jcilius waren schneller gewesen, und hatten ihm den Vorgang gemeldet. Am andern Tage erschienen Virginius, seine Tochter, ihr Verlobter und eine Menge Volks auf dem Markte vor dem Richterstuhl des Appius, der von zahlreichen Gerichtsdienern umgeben war. Ohne auf den durch Zeugen verstärkten Beweis des Virginius, daß seine Tochter kein untergeschobenes Kind sei, zu achten, sprach er sie dem Claudius zu, und die Gerichtsdiemr trieben das dichtgedrängte Volk aus einander. Da der Vater nun sah, daß er sein Kind den Händen des Appius nicht mehr entreißen könnte, faßte er einen schnellen Entschluß. Er bat um die Erlaubniß, mit ihr noch einige Worte insgeheim zu sprechen, führte sie seitwärts, wo Fleischerbänke standen, ergriff plötzlich ein Fleischermesser, und stach es der Tochter durchs Herz, indem er sprach: „Sieh, mein liebes Kind, dies ist das einzige Mittel, deine Ehre und Freiheit zu retten." Die Tochter sank todt zu Boden, Virginius aber hob das blutige Messer in die Höhe, und rief 8*
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