1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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hätte, wenn nicht zwei Verbrechen, welche sie sich zu Schulden kommen ließen,
449 sie gestürzt hätten.
Es war nämlich wieder ein Krieg mit einigen benachbarten Völkern (den
Aequern und Sabinern) ausgebrochen, und einige der Zehnmänner waren im
Lager, während die andern in Rom regierten. Die im Lager suchten hier
gelegentlich diejenigen Römer auf die Seite zu schassen, die ihnen gefährlich
dünkten. Keiner hatte dreister über ihr tyrannisches Verfahren gesprochen, als
Siccius Dentatus, ein allgemein geachteter Plebejer. Er hatte in 120 Ge-
fechten seine Tapferkeit bewährt, war mit ehrenvollen Narben bedeckt und bis
zum Range eines Centurio hinaufgestiegen. Diesen Mann schickten sie mit
einem Haufen zum Meuchelmord gedungener Soldaten aus. Als diese mit ihm
in einen Hohlweg kamen, stürzten sie über ihn her, und nachdem er mehrere von
ihnen niedergehauen hatte, ermordeten sie ihn und gaben dann vor, sie wären
von Feinden überfallen, und dabei ihr braver Hauptmann getödtet worden.
Das Heer beklagte den Verlust des wackern Mannes; aber die That wurde
bald ruchbar; Jeder bezeichnete die Zehnmänner als Mörder des Siccius.
Eine andere Schandthat war noch empörender. Appius Claudius
hatte die sechzehnjährige Virginia, Tochter eines geachteten Plebejers, des
Virginius, gesehen, und begehrte sie zu besitzen. Aber sie war bereits mit einem
jungen und angesehenen Plebejer, Jcilius, verlobt, und Appius wurde also
zurückgewiesen. Dies war dem stolzen Appius unerträglich, und er verabredete
daher mit einem nichtswürdigen Wrenschen, Namens Claudius, einen Plan, sie
zu entführen. Claudius mußte sie, als sie einst über die Straße ging, vor den
Richterstuhl des Appius führen, und vorgeben, daß sie die Tochter einer seiner
Sclavinnen, und als Kind ihm vom Virginius geraubt sei. Alle Umstehende
bedauerten das arme verlassene Mädchen; denn der Vater war im Lager; aber
Niemand wagte sie zu retten, aus Furcht vor den umstehenden Lictoren. Da
kam Jcilius herbeigestürzt, und bewirkte wenigstens, daß sie für den Augenblick
losgegeben, und eine neue Untersuchung für den folgenden Tag angesetzt wurde.
„Ist aber Virginius morgen nicht zur Stelle," setzte Appius hinzu, „so fällt sie
dem Claudius anheim; dafür werden schon die Gerichtsdiener sorgen" Er
schickte aber einen Boten in's Lager, und ließ den andern Zehnmännern sagen,
dem Virginius keinen Urlaub zu gestatten. Aber als dieser Bote hinauskam,
war Virginius bereits auf dem Wege nach der Stadt; denn die Brüder des
Jcilius waren schneller gewesen, und hatten ihm den Vorgang gemeldet. Am
andern Tage erschienen Virginius, seine Tochter, ihr Verlobter und eine Menge
Volks auf dem Markte vor dem Richterstuhl des Appius, der von zahlreichen
Gerichtsdienern umgeben war. Ohne auf den durch Zeugen verstärkten Beweis
des Virginius, daß seine Tochter kein untergeschobenes Kind sei, zu achten,
sprach er sie dem Claudius zu, und die Gerichtsdiemr trieben das dichtgedrängte
Volk aus einander. Da der Vater nun sah, daß er sein Kind den Händen des
Appius nicht mehr entreißen könnte, faßte er einen schnellen Entschluß. Er bat
um die Erlaubniß, mit ihr noch einige Worte insgeheim zu sprechen, führte sie
seitwärts, wo Fleischerbänke standen, ergriff plötzlich ein Fleischermesser, und stach
es der Tochter durchs Herz, indem er sprach: „Sieh, mein liebes Kind, dies
ist das einzige Mittel, deine Ehre und Freiheit zu retten." Die Tochter sank
todt zu Boden, Virginius aber hob das blutige Messer in die Höhe, und rief
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