1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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begrabenen griechischen Helden. Als er am Grabe des Achilleus stand, rief
er: „O du glücklicher Achill, der du im Leben einen treuen Freund, und im
Tode einen Sänger deiner Thaten gefunden hast!" Bald darauf traf er am
Flüßchen Granitos (es geht in das Meer von Marmora) auf ein per-
sisches Heer, welches die persischen Statthalter in Klein-Asien in der Eile zu-
sammengezogen hatten. Kühn griff er es an; aber fast hätte er hier sein
Leben eingebüßt. Denn weil ihn der hochwallende Federbusch auf dem blin-
kenden Helme unterschied, sprengten ihn zwei persische Feldherren an, und
während der eine ihm den Helm zersprengte, holte der andere ans, um ihm
den Kopf zu spalten. In diesem Augenblicke jagte Klitos, einer seiner Feld-
herren, herbei und rettete ihn, indem er dem einen Feinde Arm und Schwert
zugleich herunterhieb, und Alexander den andern tödtete. Die Schlacht wurde
gewonnen, Wd im persischen Lager große Beute gemacht.. Dann ging er nach
der Hauptstadt Lydiens, Sardes, wo man ihn mit Jubel empfing, zog an der
Westküste Klein-Asiens hin, erklärte die hier liegenden griechischen Städte für
frei, und erstürmte Milet und Halikarnaß, wo die persische Besatzung ihm die
Thore verschlossen hatte. Hierauf zog er an der Südküste hin, während der
alte Feldherr P armenio einen Theil des Heeres von Sardes aus in das
Innere von Klein-Asien (Phrygien) führte. Dahin wandte sich nun auch
Alexander selbst, sich Alles unterwerfend. In G ordion, einer Stadt, ziem-
lich in der Mitte des nördlichen Theiles der Halbinsel, befand sich ein berühmter
Knoten, von welchem eine alte Weissagung sagte, daß der, welcher das weiter-
hin liegende Land erobern wollte, ihn erst lösen müßte. Eigentlich war es
das künstlich unter einander geschlungene Riemenzeug von dem Pfluge eines
alten Königs, der erst ein Bauer gewesen, und dann, als er auf den Thron
gekommen war, das Geschirr im Tempel ausgehängt hatte. Alexander löste
den Knoten aus eine eigenthümliche Weise: er hieb ihn mitten von einander.
Um nach Syrien zu gehen, kehrte er in Gordion um, wandte sich südöst-
lich, drang in Cilicien ein, die südöstlichste Provinz Klein-Asiens, ein ganz
von Bergen eingeschlossenes, schmales Küstenland, und schlug seine Wohnung
in Tarsos, der Vaterstadt des 350 Jahre später lebenden Apostels Paulus,
auf. Ein klarer, hier vorbeifließender Fluß (Kydnos) verleitete den von Staub
und Schweiß bedeckten König, sich in dem kühlen Gebirgswasser zu baden;
aber er erkältete sich so, daß man ihn halbtodt und im heftigsten Fiebersrost
heraustragen mußte. Er lag schwer danieder, und man fürchtete seinen Tod.
Zu keiner Zeit konnte die Krankheit ungelegener kommen, als jetzt, wo die
Nachricht einging, daß Dareios mit starken Schritten sich nähere. Was sollte
man machen in dieser Noth ? Da erbot sich sein Arzt Philippos, ihm eine Ar-
zenei zu bereiten, welche ihn in wenigen Tagen wieder Herstellen oder auch
seinen Tod herbeiführen könnte. Schon bereitete er den Trank; da brachte ein
Bote dem Könige einen Brief vom alten Parmenio, welcher ihn warnte, ja
nichts vom Arzte anzunehmen, weil dieser von den Persern bestochen sei, ihn
zu vergiften. Alexander stutzte. Da trat der Arzt herein, den Trank in der
Hand, aber mit einer so heiteren, ruhigen Miene, daß Alexander gleich erkannte,
daß er unschuldig sei, und unbesorgt die Schale nahm. Während er trank,
reichte er dem Philipp den Brief. „Abscheulich!" rief der Arzt, „wie kann man
mich so verleumden?" — „Beruhige dich, lieber Philipp," erwiederte der Kö-