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1. Alte Geschichte - S. 195

1859 - Leipzig : Fleischer
195 Octavius dachte nun daran, die Herrschaft des ganzen römischen Reiches zu gewinnen, und des Antonius sich zu entledigen. An Veranlassung znm Streite ließ es der unbesonnene Antonius nicht fehlen. Er war wieder nach Asien gegangen. Hier kam ihm Kleopatra schon entgegen, und sogleich wachte seine alte Liebe zu ihr mit ganzer Stärke wieder auf. Er ging so weit, ihr und ihren Kindern ganze Länder zu schenken, die ja doch nicht ihm gehörten, sondern nur von ihm verwaltet wurden; er nannte sich einen König der Kö- nige, und was der Unbesonnenheiten mehr waren, Niemand betrübte sich darüber aufrichtiger, als Octavia. Sie suchte ihu indeß bei ihrem Bruder möglichst zu entschuldigen, und bat um die Erlaubniß, ihn besuchen zu dürfen; denn sie hoffte, ihn vielleicht auf bessere Gedanken zu bringen. Antonius erfuhr das, und erschrak; denn sein böses Gewissen erlaubte ihm nicht, sie zu sehen. Er schrieb ihr, sie möchte nicht zu ihm kommen, sondern in Athen bleiben; er habe jetzt eben einen Krieg vor. Octavia war tief erschüttert. Sie schrieb ihm wieder: „Wenn du mich nicht sehen willst, so schreibe mir wenigstens, wo ich die Soldatenkleidungen, die Pferde und Maulthiere und das Geld, womit ich dich überraschen wollte, lassen soll. So viel Güte rührte das Herz des Antonius. Schon wollte er sie kommen lassen, und sich reuevoll in ihre Arme werfen. Da trat Kleopatra als ein böser Geist zu ihm und sprach: „Wie? du wolltest mich verstoßen, die ich dir überall hin gefolgt bin, und dir so viel aufgeopfert habe?" Dabei vergoß sie Thränen, so daß Antonius sie zu beruhigen suchte, und ihr versprach, er wolle die Oc- tavia nicht nur nicht kommen lassen, sondern ganz verstoßen, um sie, die Kleopatra, heirathen zu können. Tiefbetrübt reiste nun Octavia nach Rom zurück, und fuhr noch immer fort, den Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Mann und Bruder zu ver- hindern. Octavius verlangte durchaus, sie solle den ihr angethanen Schimpf rächen, und wenigstens das Haus des Antonius sogleich verlassen. Aber das that sie keineswegs; im Gegentheil widmete sie sich ganz der Erziehung ihrer und des Antonius Kinder, und nahm alle Freunde ihres Mannes, die in Ge- schäften nach Rom kamen, freundlich bei sich auf. Aber, ohne es zu wollen, schadete sie dadurch dem Antonius mehr, als sie ihm nützte. Denn das Volk, welches Zeuge ihrer Tugend war, verachtete ihn nun desto mehr. Endlich glaubte Octavius, die rechte Zeit sei erschienen, gegen Antonius loszubrechen. Er bewirkte einen Senatsbeschluß, nach welchem das Morgen- land dem Antonius abgesprochen, und der Kleopatra der Krieg erklärt wurde. Antonius rüstete sich schnell, schied sich nun ganz von der Octavia, und befahl ihr, sein Haus sogleich zu verlassen. Octavia gehorchte weinend. Sie dachte so edel, daß sie ihre Stiefkinder nicht verstieß, sondern selbst, als Antonius und Kleopatra todt waren, deren Tochter zu sich nahm und mütterlich erzog. Alle ihre Söhne wurden nachmals angesehene und geachtete Männer. Antonius dagegen heir.athete die Kleopatra; sein guter Geist war von ihm gewichen. Beide Triumvirn zogen nun gegen einander. Bei Actium, einer Stadt und einem Vorgebirge an der Westküste Griechenlands, an der Mündung des ambracischen Meerbusens, trafen sich die Landheere und Flotten im Jahre 3!. Während jene unthätig einander gegenüber standen, griffen die Schiffe sich au. 13*
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