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1. Mittlere Geschichte - S. 180

1859 - Leipzig : Fleischer
180 drei Waldstädten Schwyz, Uri und Unterwalden. Hier hatte jeder Fa- milienvater seine Stimme, und an ihrer Spitze stand der Landammann. Nur wenn sich wichtigere Vorfälle ereigneten, verwalteten die Grafen von Habsburg das Amt eines Reichsvogtes, der aber nach ihren Gesetzen richtete, unter denen sie bis dahin froh und frei gelebt hatten. In den übrigen Theilen der Schweiz dagegen hatten einige Grafen Besitzungen. Der reichste unter ihnen war der Graf von Habsburg, jetzt König Albrecht, der die Absicht hatte, die habsburgischen Güter zu einem Herzogthum zu erheben, und dies einem seiner Söhne zu verleihen. Aber seine Güter lagen zerstreut, und er wollte jene einfachen, freiheitliebenden Hirten unter die Landeshoheit Oesterreichs bringen. Darum ließ er den Waldstädten sagen, sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen. Ihm zu widerstehen wären sie doch zu schwach. Er wollte sie aber lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben, weil er von seinem Vater her schon wisse, daß sie ein tapferes Volk wären, und solche Leute liebe er. Hierauf antworteten sie: „Sie wüßten recht wohl, daß der selige König ihnen ein guter Vogt gewesen wäre; aber sie liebten den Zustand ihrer Vorfahren, und wollten dabei bleiben. Darum bäten sie um Bestätigung ihrer Freiheiten." Auch schickten sie Werner, Freiherrn von Attinghausen, Land- ammann von Uri, an den König, ihre alten Rechte sich bestätigen zu lassen. Aber Albrecht hatte keine Zeit dazu, war auch übel zu sprechen. Dagegen schickte er ihnen, um sie seinen Unwillen fühlen zu lassen, zwei stolze, gefühl- lose Vögte ins Land, Geßler von Bruneck und Geringer von Landen- berg. Geßler baute sich einen Zwinghof, etwas hier Unerhörtes, in Mors in Uri, Landenberg wohnte ans einem Bergschlosse bei Sarnen in Unterwalden. Nun fingen die Bedrückungen an. Wegen kleiner Vergehen wurden die Leute in finstere Kerker geworfen, oder aus dem theuren Vaterlande verwiesen, Zölle wurden angelegt, und der Adel des Landes Bauernadel genannt. Noch größere Gewaltthätigkeiten schienen die Einwohner fürchten zu müssen. Als einst Geßler bei dem Hause eines angesehenen Landmanns von Schwyz, Werner Stauf- facher, vorbeiritt, hielt er das Pferd an, und betrachtete jenes. Es war wohlgebaut, mit vielen Fenstern versehen, dazwischen mit Sinnsprüchen bemalt, weitläufig und ansehnlich. Stauffacher stand in der Thüre, und nahm ehr- erbietig die Mütze ab. Geßler aber rief stolz: „Kann man auch leiden, daß das Bauernvolk so schön wohnt!" Werners verständiges Weib rieth dem be- unruhigten Manne nach Uri über den See zu fahren, und den alten Wal- ther Fürst, einen geachteten Landmann, um Rath zu fragen. Dort traf er einen Dritten, Arnold von der Halden aus dem Melchthal in Unterwalden, in gleicher Absicht. Wegen einer geringen Ursache hatte Landen- berg ihm ein Gespann schöner Ochsen vom Pfluge weggenommen, und dabei gesagt, die Bauern könnten selbst den Pflug ziehen, wenn sie Brot essen wollten. Darüber hatte den Jüngling der Zorn überwältigt, und er dem Knechte des Vogts den Finger zerschlagen. Weil er sich aber geflüchtet, so hatte der Vogt dem alten Vater die Angen ausstechen lassen. Nachdem die drei Männer überlegt hatten, was zu thun sei, kamen sie überein, daß der Tod besser sei, als ungerechtes Joch zu dulden. Sie verabredeten einen Tag, an welchem sie Jeder mit 10 bewährten Freunden auf einer einsamen Wiese am West- ufer des Vierwaldstädter-Sees, das Rütli oder richtiger Grütli, d. i. kleine
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