1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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wohner wurden endlich zutraulich gemacht, und brachten mit den ehrfurchts-
vollsten Geberden Früchte, Wurzeln, Papagehen und Fische herbeigeschleppt.
Einer ihrer Kaziken oder Fürsten besuchte den Colombo, und besah das
Innere des Schiffes mit größter Neugier. Auch hier hatten die Indianer
viele Goldblättchen, die sie gern für eine Kleinigkeit Hingaben. Colombo
landete an mehreren Stellen dieser Insel. Ueberall fand er dasselbe gut-
müthige Volk. Ein Kazik, Namens Guacanagari, ließ ihn zu sich ein-
laden, und empfing die Spanier mit der freundlichsten Offenheit; er und seine
Leute brachten das Beste herbei, was sie hatten, und drangen es den Spa-
niern ordentlich auf, und als das eine Schiff des Colombo in der Nähe
seines Landes auf den Strand gerieth, weinte er vor Theilnahme, ließ durch
seine Leute alle Sachen aus dem Schiffe ans Land holen, und hier sorg-
fältig bewachen.
Von seinen drei Schiffen hatte Colombo nur noch eins übrig; denn das
eine war untergegangen, und mit dem andern war der eine Pinzon heimlich
fortgesegelt, um eigene Entdeckungen zu machen, dann schnell nach Spanien
zu gehen, und hierhin die Nachricht von den neuen Entdeckungen zuerst zu
bringen. Darum mußte Colombo an die Rückkehr denken. Einige seiner
Leute entschloß er sich auf der Insel zurückzulassen. Deshalb wollte er vor
seiner Abreise den Indianern einen recht hohen Begriff von seiner Macht
beibringen. Er ließ nämlich seine Leute Waffenübungen anstellen, und als
die Indianer staunend zusahen, drückten jene auf seinen Wink ihre Flinten
ab. Die Wilden waren außer sich vor Entsetzen, und als Colombo nun gar
eine Kanone abbrennen ließ, stürzten sie vor Schreck zu Boden. Die Kugel
hatte eine Wand des gestrandeten Schiffes durchbohrt. Die Wilden konnten
nicht begreifen, wie die Kanone, die doch auf dem Lande geblieben wäre, das
Loch hätte verursachen können. Jetzt waren sie fester als je von der himm-
lischen Abkunft der Fremden überzeugt, und fühlten sich sehr geehrt, daß Co-
lombo auf ihrer Insel ein hölzernes Blockhaus bauen ließ, wozu sie willig
Balken und Bretter zntragen halfen. Die harmlosen Menschen ahnten nicht,
daß die Spanier sie nachher so mißhandeln würden.
Nachdem Colombo die 39 Mann, die er in dem Blockhause, welches er
Navidad nannte, zurückließ, zu einem liebreichen Betragen gegen die Ein-
gebornen ermahnt hatte, schiffte er sich nach Spanien ein, und nahm 12 In-
dianer, viele seltene Vögel und andere Erzeugnisse des Landes mit. Am
4. Januar 1493 schiffte er ab, traf unterwegs den treulosen Pinzon an, der
zwar nichts entdeckt, aber einen einträglichen Tauschhandel mit den Wilden
getrieben hatte, und mußte, ehe er Europa erreichte, zwei fürchterliche Stürme
anshalten, aus denen er sich nur mit genauer Noch rettete. Er war genö-
thigt, zuerst in den Hafen von Lissabon einzulaufen, wo ihn König Johann 11.
mit Auszeichnung empfing. Die neidischen Höflinge erboten sich, ihn heimlich
ans dem Wege zu räumen; aber der edle Johann verbot ihnen das streng,
und entließ ihn sehr gnädig.
Als Colombo am 15. März 1493 in den Hafen von Palos eingelaufen
war, eilten die Spanier von allen Seiten herbei, den Entdecker der neuen
Welt zu sehen. Er reiste sogleich nach Barcellona, wo damals der Hof sich
aushielt, wurde hier von dem Königspaare mit großer Auszeichnung em-