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1. Mittlere Geschichte - S. 279

1859 - Leipzig : Fleischer
279 lich losgekommen, so ausgeplündert gewesen, daß er erst durch Kartenzeichnen sich so viel erwerben mußte, um vor dem Könige in anständiger Kleidung er- scheinen zu können. Bei Heinrich Vii. sowohl, als bei dem Könige von Frankreich (Karl Viii.), war er sehr gnädig, als der Bruder des berühmten Entdeckers, ausgenommen worden. Auch Ferdinand der Katholische erwies ihm viel Ehre, und schickte ihn nach Haiti, seinem Bruder die verlangten Lebens- mittel zuzuführen. Die Unzufriedenheit der Spanier mit Colombo war indessen immer größer geworden, weil er sie zur Ordnung und zur Menschenfreundlichkeit gegen die Indianer anhalten, und sie sich nicht darein fügen wollten. Die Wilden verloren endlich die Geduld; mehrere Kaziken verschworen sich gegen die Spanier, und hätte Guacanagari nicht den Plan verrathen, so wäre Co- lombo verloren gewesen. Jetzt ging er schnell mit 200 Fußsoldaten, 20 Rei- tern und 20 großen Hunden aus sie los, und jagte damit an 100,000 Wilde in die Flucht. Es war entsetzlich anzusehen, wie die Reiter unter die Fliehenden metzelten, und die Hunde die Schenkel und Beine der armen Nackten zer- fleischten. Caonabo wurde dabei gefangen, und wurde nach Spanien einge- schifft, starb aber unterwegs. Nun gehorchten zwar die Indianer jedem Winke der Spanier, und die Kaziken versprachen, jährlich dem Könige von Spa- nien einen Tribut zu bezahlen; aber Colombo bekam dadurch noch keine Ruhe. Die aussätzigen Spanier hatten ihn bei dem Könige verklagt. Dieser schickte einen seiner Höflinge, Juan Aguado, ab, um den Zustand der Dinge auf Haiti zu untersuchen. Aguado betrug sich aber so übermüthig gegen Co- lombo, daß dieser nach Spanien eilte, um vor dem Throne Gerechtigkeit zu suchen. Ferdinand erkannte auch seine Unschuld an, Aguado wurde zurück- gerufen; aber es dauerte fast ein Jahr, ehe Colombo eine neue Flotte zu einer dritten Entdeckungsreise erhielt. Am 30. Mai 1498 fuhr Colombo mit 8 Schiffen zum dritten Male aus Spanien ab. Da sich dies Mal nicht genug Freiwillige gemeldet hatten, so hatte ihm der König einen Haufen Berbrecher aus den Gefängnissen mil- gegeben, die dort in den Bergwerken arbeiten sollten. Das war sein Un- glück; denn diese Leute waren widerspenstig, und machten ihm unsägliche Noth. Er hielt sich dies Mal noch südlicher, entdeckte die große Insel Tri- nidad, sah zum ersten Male die Nordküste von Süd-Amerika, fand hier gutmüthige Eingeborne, die fast ganz nackt gingen, und segelte dann nach manchen großen Gefahren nach Haiti. Hier fand er große Verwirrung. Sein Bruder Bartholomeo klagte ihm, die Spanier hätten ihm nicht ge- horchen wollen. Besonders sei ein gewisser Roldan sehr aussätzig gewesen, und habe auch die Andern verleitet, die Eingeborncn aufs Empörendste zu mißhandeln. Diese hätten dafür ihre Felder verwüstet, und den Spaniern alle Lebensmittel entzogen. Colombo redete den Unruhigen vergebens zu, und da er keine Macht hatte, sie zum Gehorsam zu zwingen, so mußte er ihnen nachgeben, und die Ländereien, die doch eigentlich den Indianern gehörten, unter sie austheilen. Dazu bekam Jeder einige Eingeborne als Sclaven, die nun ihr bisheriges Eigenthum für ihre grausamen Herren anbauen mußten. Die Meisten von ihnen starben vor ungewohnter Anstrengung. Nun glaubte Colombo die Ruhe wieder hergestellt zu haben, da erschien
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