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1. Neue Geschichte - S. 15

1859 - Leipzig : Fleischer
heit sagte. So hatte der Kurfürst Albrecht von Mainz, durch das Wormser Edict ermuthigt, den Ablaßhandel erneuert, und einen Ablaßkrämer nach Halle geschickt. Sogleich erließ Luther gegen den Kurfürsten ein scharfes Schreiben: er habe ihn zwar bisher in Betracht seiner Unerfahrenheit und seines Unver- standes verschont; wenn derselbe aber den Ablaßhandel nicht sogleich einstelle, so werde er noch einmal gegen den Ablaß schreiben u. s. w., und zwar erwarte er binnen 14 Tagen Antwort. Und richtig! der stolze Fürst beugte sich vor dem Mönch, antwortete demüthig, und stellte sogleich den Ablaßverkauf ein. Indessen hatten die Augustiner in Sachsen die Messe abgeschafft, und wa- ren aus dem Kloster gegangen; mehrere Geistliche hatten geheirathet, und in manchen Kirchen wurden mit dem Gottesdienste Neuerungen vorgenommen. Luther billigte dies, wenn es mit Vorsicht geschah, sehr. Aber nun fing Doctor Carlstadt (eigentlich Bodenstein) an, Unfug zu treiben. Er schloß sich an eine Gesellschaft Schwärmer an, stürmte mit einem rohen Haufen unge- stümer Menschen mehrere Kirchen, warf Bilder und Altäre heraus, und be- ging mehrere ähnliche Unordnungen. Darüber ergrimmte Luther; er besorgte, man möchte das seiner Lehre zur Last legen. Ohne den Kurfürsten zu fra- gen, verließ er, nachdem er etwa ein Jahr ans der Wartburg gewesen war, dieselbe, kehrte nach Wittenberg zurück, und hielt mehrere donnernde Predigten gegen die Unklugheit der Bilderstürmer, wodurch er die Ruhe wieder herstellte. Bon nun an blieb Luther in Wittenberg, und lehrte durch Wort und Schrift. Nach und nach wurde auf sein Anrathen der Gottesdienst in Sach- sen von allem heidnischen Pomp entkleidet, und ungefähr so eingerichtet, wie er noch bei uns ist. 1524 legte Luther sein Ordenskleid ab und verließ das Kloster; im Jahre darauf vermählte er sich mit einem frommen Fräulein, Katharina von Bora, die sonst Nonne gewesen war. Mit ihr hat er bis an seinen Tod höchst glücklich gelebt, besonders nachdem sie ihm mehrere Söhne geboren hatte. Vorzüglich thätig war er für die Verbesserung des Jugend- und Volksunterrichts. Er und Melanchthon reisten späterhin in Sachsen umher, um den Zustand der Geistlichen und Schullehrer zu unter- suchen, und fanden hier eine gräuliche Unwissenheit. Dies bewog Luthern, den großen und kleinen Katechismus zu schreiben; jenen für die Lehrer, diesen für die Kinder. So lange der treffliche Friedrich der Weise lebte, wurde die Reformation durch ihn geschützt, und auch als er 1525 starb, setzte sein Bruder Johann der Standhafte den Schutz fort.*) Leo X. war schon 1521 gestorben, und sein Nachfolger Hadrian Vi., ein rechtschaffener Mann, arbeitete der Reformation nicht entgegen, weil er selbst die Nothwendigkeit einer Verbesserung anerkannte. Dies und der Umstand, daß Karl V. Deutsch- land verlassen hatte und nach Spanien gegangen war, war dem Werke Lu- thers allerdings förderlich. *) Von Friedrich dem Weisen mag hier eine Anekdote stehen, die sich alle junge Leute merken mögen: er bemerkte einst, daß einer der Edelleute, die an seinem Hofe an- gestellt waren, ohne dringende Noth durchs Korn ritt. Friedrich verbot, ihm bei der Tafel Brot vorzulegen. Als der Edelmann darüber sein Befremden bezeigte, sprach er: „L-ehet ihr nun, was für eine herrliche Sache es um das liebe Brot ist? Ein ander Mal reitet das Getreide nicht wieder nieder; sonst seid ihr nicht werth, daß ihr das liebe Brot eßt."
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