1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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enthauptet, Münzer aber, einer der Ersten auf der Flucht, auf einem Heuboden
in Frankenhaufen von einem Officierknecht, der da nach Beute umherstoberte,
in einem Bette versteckt gefunden, und nach Urtheil und Recht in Mühlhausen
öffentlich hingerichtet. Das geschah 1525.*)
Dergleichen Schwärmer werden der Religion in die Länge gewiß keinen
Schaden bringen. Aber damals ging das Gerücht, des Kaisers Bruder, Fer-
dinand, habe sich ins Geheim mit einigen katholischen Fürsten verbunden,
um die Reformation mit Gewalt zu unterdrücken. Das bewog die bereits
evangelischen Fürsten: Johann den Standhaften von Sachsen (1525—1532)
(Friedrich der Weise war 1525 gestorben), Philipp von Hessen, die Herzoge
von Mecklenburg, Braunschweig und Lüneburg, den Fürsten von Anhalt, die
Grafen von Mansfeld und einige Reichsstädte, 1526 den To rg au er Bund
zu schließen, in welchem sie sich gegenseitigen Beistand versprachen, wenn sie
der Religion wegen angegriffen würden. Nun traten sie fest und mnthvoll
auf und erlangten dadurch den Reichstags-Beschluß zu Speier, daß in Re-
ligionssachen jeder Reichsstand sich so verhalten dürfe, wie er es gegen Gott
und den Kaiser verantworten könne. Der Landgraf Philipp war die Seele
des Bundes, und rieth, man möchte auch die reformirten Städte, deren es
viele bedeutende im südlichen Deutschland gab, mit in den Bund aufnehmen,
aber dazu waren die Andern nicht zu bringen.
Karl V. ließ 1529 einen Reichstag in Speier halten, damit sein
Bruder Ferdinand — damals schon (seit 1527 durch den Tod seines Schwagers,
Ludwigs des Frühzeitigen) König von Ungarn und Böhmen — auf demselben
die Religionsstreitigkeiten ausgleichen möchte. Aber wie war es möglich, da
keine Partei nachgeben wollte! Die Katholiken bewilligten endlich so viel, daß
die evangelischen Stände — aber nur fürs Erste, bis zu einem zu haltenden
Concil — zwar die gemachten Einrichtungen behalten, aber keine Neuerungen
machen und ihr Bekenntniß nicht weiter ausbreiten dürften. Besonders sollte
die Messe nicht abgeschafft werden. Gegen solche alles evangelische Leben
ertödtenden Beschlüsse reichten die Evangelischen eine Protestation ein, die
zwar zunächst nichts ausrichtete, ihnen aber den Namen der Protestanten
verschafft hat.
Für das folgende Jahr, 1530, wurde wiederum ein Reichstag nach
Augsburg ausgeschrieben, bei welchem der Kaiser nach achtjähriger Abwe-
senheit selbst erscheinen wollte. Vornehmlich sollte die Religionssache verhandelt
werden. Da begehrte der Kurfürst von Sachsen von Luther, Melanchthon
und andern Theologen eine kurze und klare Zusammenfassung der evangelischen
Lehre, um dieselbe dem Kaiser vorzulegen. So entstanden die Torgauer Ar-
tikel, welche von Melanchthon in Augsburg nochmals überarbeitet wurden.
Denn der Kurfürst traf schon am 2. Mai 1530 mit seinen Theologen in
Augsburg ein; nur Luther war auf dem Schlosse zu Coburg zurückgeblieben,
da er, noch in der Reichsacht, wohl nicht vor dem Kaiser erscheinen durfte.
Dieser kam am 15. Juni in Augsburg an. Anfänglich begehrte er, daß ihm
die Protestanten ihre Lehre schriftlich überreichen sollten; da diese aber ihr
*) Sein Schwert Md sein Panzerhemd wird in der herzoglichen Gewehrkammer in
Coburg gezeigt.