1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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die Herzoge von Braunschweig und von Lüneburg, der Fürst von Anhalt, die
Grafen von Mansfeld, und mehrere, zum Theil große und reiche Städte:
Straßburg, Ulm, Magdeburg, Bremen, Lübeck, Costnitz, Memmingen u. a.
Wer weiß, ob es nicht schon damals zu einem Kriege zwischen beiden so
sehr gespannten Parteien gekommen wäre, hätte nicht Ferdinand andere größere
Sorgen gehabt. Die Türken nämlich, damals ein weit tapfreres Volk als ihre
jetzt lebenden verweichlichten Nachkommen, angeführt von dem kriegerischen Sul-
tan Solimán Ii. (Suleiman), machten häufige Einfälle in Ungarn. Schon
1526 hatten sie einen solchen Einfall gemacht. Der König von Ungarn und
Böhmen, Ludwig der Frühzeitige, war ihnen entgegengezogen, und bei
Mohacz (an der Donau, etwas nördlich der Draumündnng) geschlagen wor-
den. Da er selbst das Leben verloren, indem er in einem Sumpfe erstickte,
und keine Nachkommen hinterlassen, so wählte man in beiden Reichen einen
neuen König. In Böhmen wurde Karls V. Bruder Ferdinand allgemein
anerkannt; in Ungarn dagegen wählte ihn nur ein Theil der Stände, als nächsten
Verwandten Ludwigs (Schwager); der andere Theil rief den Johann Za-
po ly a, einen reichen Magnaten, zum König aus. Ferdinand zog mit einem
Heere nach Ungarn, und vertrieb den Gegenkönig nach Polen. Allein 1529
erschien Solimán aufs Neue in Ungarn. Zapolya stieg von den Karpathen
herab, und die meisten ungarischen Magnates vereinigten sich mit ihm; So-
liman eroberte Ofen, und die ungarische Krone, für die Ungarn der Gegen-
stand der höchsten Verehrung, fiel in seine Hände. Er rückte bis Wien vor;
hier hoffte er Ferdinand zu treffen, hörte aber, daß dieser nach Prag geflüchtet
sei. Wien wurde belagert. Vom Stephansthurme sah man meilenweit nichts
als türkische Zelte, und Solimán vermaß sich: er werde sein Haupt nicht eher
niederlegen, bis er die Christenheit mit seinem Säbel bezwungen. Die Türken
gruben Minen, und liefen dreimal Sturm, fanden aber an den Deutschen
tapfern Widerstand. Indessen war der Winter vor der Thüre, ein deutsches
Hülssheer, zu dessen Aufbruch Luther in seiner „Heerpredigt wider die Türken"
kräftig mitgewirkt hatte, nahte heran; da brach Solimán auf und zog von
dannen. Die ungarische Krone erhielt Zapolya als türkischer Vasall. Er be-
hielt sie bis an seinen Tod (1540); da erst ging sie wieder an Ferdinand
über. Sich selbst zu helfen, war Ferdinand, dem durch die Theilung mit
seinem Bruder Karl die deutsch-östreichischen Länder zugefallen waren, viel
zu schwach. Daher mußte er unaufhörlich die deutschen Fürsten um Hülfe
ansprechen. Die Evangelischen wollten aber nicht eher helfen, bis man ihnen
freie Religionsübung bewillige. Nach langem Hin- und Herstreiten wurde
1532 ein sogenannter Religionsfrieden in Nürnberg abgeschlossen, der
aber eigentlich nur als ein Waffenstillstand betrachtet werden konnte, weil
weder die Einen noch die Andern damit zufrieden waren. Es wurde darin
versprochen, daß Keiner bis zu dem nächsten zu haltenden Concil seines Glau-
bens^ wegen beeinträchtigt werden sollte. Nun erst gaben die Evangelischen die
von ihnen verlangte Unterstützung gegen die Türken, die bereits wieder in Ungarn
eingefallen waren und bis ins Oestreichische streiften, sich aber wiederum vor
dem 80,000 Mann starken trefflich ausgerüsteten Reichsheere zurückzogen.
Kaum waren die Katholischen und Evangelischen fürs Erste etwas beruhigt
worden, so fingen auf einer andern Seite Unruhen an. Die Anhänger Münzers