1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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War so groß, daß sie nicht dahin zu bringen waren, einander zu sehen. Alles,
was er ausrichten konnte, bestand darin, daß sie, indem er bald zu dem
Einen, bald zu dem Andern ging, versprachen, zehn Jahre lang die Massen
ruhen zu lassen. Während dessen sollte Jeder behalten, was er inne hatte.
Das ist der Waffenstillstand von Nizza.
Kaum war Karl nach Genua zurückgereist, so ließ ihn Franz einladen, in
Aiguesmortes, einer kleinen Stadt an der Mündung der Rhone, landen
zu wollen, wenn er ans seiner Fahrt nach Spanien bei der Küste vorbeisegle,
weil Franz sich mit ihm zu unterreden wünsche, — ein sonderbarer Antrag,
da ja Franz in Nizza der Gelegenheit, ihn zu sprechen, aus dem Wege ge-
gangen war. Karl willigte ein; er landete in Aiguesmortes, wurde von
Franz königlich bewirthet und mit Freundschaftsversicherungen überhäuft.
Wirklich schien die neue Freundschaft sich befestigen zu wollen, indem ihm
Franz im folgenden Jahre 1539 neue Beweise seiner Zuneigung gab. Die
Stadt Gent hatte sich gegen Karl empört, und Franz um Hülse gebeten.
Dieser aber wies nicht nur jede Einmischung zurück, sondern machte auch bei
dem Kaiser Anzeige davon; ja er lud sogar Karl ein, seinen Weg von Spa-
nien aus durch Frankreich zu nehmen, weil dieser Weg kürzer und sicherer
als der Seeweg sei. Karl nahm das Erbieten dankbar an, wurde in Frank-
reich mit der größten Auszeichnung behandelt, und in Fontainebleau und Paris
herrlich bewirthet. Allein leider waren alle diese Freundschaftserweisungen
von Seiten des Königs nicht ernstlich gemeint; er hatte dabei keine andre
Absicht, als den Kaiser zu gewinnen, ihm Mailand abzutreten, und da er
seinen Zweck verfehlt sah, trat der alte Haß wieder an die Stelle der erheu-
chelten Freundschaft.
Ehe aber ein neuer — der vierte — Krieg ausbrach, unternahm Kaiser
Karl 1541 seinen zweiten Zug nach der Nordküste Afrika's. Der wilde
Hahradin hatte seit dem ersten Zuge seine Seeräubereien fortgesetzt, und war
selbst mehrmals an der spanischen Küste verheerend gelandet. Das verdiente
eine ernste Züchtigung. Zwar rieth der alte erfahrene Andreas Doria, der
die Flotte befehligen sollte, Aufschub bis zum Frühjahre, weil schon die Zeit
der Herbststürme da sei; aber Karl war zu ungeduldig. Er selbst begleitete
die Fahrt. Das Heer wurde glücklich gelandet, und Algier berannt. Aber
noch ehe die Zelte und Vorräthe ausgeschifft werden konnten, brach ein furcht-
bares Wetter los. Zugleich fielen die Feinde aus der Stadt aus, und rich-
teten unter den durchnäßten und vor Hunger ermatteten Kaiserlichen eine große
Niederlage an, während auch die auf offener See treibende Flotte furchtbar
zugerichtet wurde. An Eroberung der Stadt war nun nicht mehr zu denken; es
kam nur darauf an, einen erträglichen Rückzug zu machen. Die Schiffe
waren angewiesen worden, beim Vorgebirge Metafuz vor Anker zu gehen;
dorthin zog sich nun das geschwächte Heer, stets vom Feinde bedrängt, und
mit allen Entbehrungen kämpfend, zurück. Am vierten Tage erreichte man die
Flotte, und schiffte sich eilends ein; mißmüthig kehrte Karl nach Italien zurück.
König Franz hatte indessen Karls Unternehmung gegen Algier benutzt,
einen vierten Krieg (1542—1544) mit ihm anzufangen. Unter einem nich-
tigen Vorwände fing er die Feindseligkeiten an. Er verband sich wieder mit
dem Sultan So lim an, während Karl den König von England Heinrich Viii.
Nöss. Weltgesch. 3. Th. o