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1. Neue Geschichte - S. 69

1859 - Leipzig : Fleischer
69 durch welche sie sich im Fall der Noth gegenseitig beizustehen versprächen. Jetzt, 1608, erneuerte er seine Anträge. Aber viele lutherische Stände hatten Widerwillen dagegen, weil der Kurfürst reformirt war. Endlich kam der Bund (im Kloster Auhausen unweit Ansbach) zwar zusammen, und wurde die Union genannt; aber der Kurfürst von Sachsen Christian Ii. erklärte sich entschieden dagegen. So war also gleich anfangs der Samen der Zwie- tracht ausgestreut. Die katholischen Stände horchten hoch auf, als sie von der Union ver- nahmen. Sie besorgten einen feindlichen Ueberfall, und hielten es daher für nöthig, sich auch in Vertheidigungsstand zu setzen. Darum schlossen sie 1609 (in München) einen Gegen-Bund, den sie die katholische Liga nannten, und dessen Haupt der Herzog Maximilian von Baiern wurde. So standen also zwei feindliche Verbindungen in dem unglücklichen zerrütteten Deutschland einander gegenüber. Es fehlte nur an einer Veranlassung, gegen einander loszubrechen. Eine solche Veranlassung hätte leicht der Jülich-Clevische Erbfolge- streit geben können, der 1609 ausbrach, und erst 1614 verglichen wurde. Der Herzog von Jülich, Cleve und Berg, dem auch die Grafschaften Mark und Ravensberg in Westphalen gehörten, Johann Wilhelm, starb näm- lich 1609 ohne Kinder. Das nächste Erbrecht hatte nach alten Verträgen das Haus Sachsen; aber zwei andere Prätendenten kamen diesem zuvor, und setzten sich in vorläufigen Besitz des Landes: Brandenburg und Pfalz-Neu- burg. Der verstorbene Herzog hatte nämlich vier Schwestern. Die älteste derselben, Maria Eleonore, hatte den Herzog Albrecht Friedrich von Preußen geheirathet. Bei ihrer Vermählung war bestimmt worden, daß in dem Falle des kinderlosen Absterbens ihres Bruders dessen Länder an sie und ihre Kinder fallen sollten. Maria Eleonore war kurz vor ihrem Bruder gestorben, und hatte eine Tochter Anna hinterlassen, welche mit dem Kurfür- sten Johann Sigismund von Brandenburg vermählt war. Demnach ver- langte dieser Kurfürst die ganze Jülichsche Erbschaft. Dagegen trat aber der Gemahl der zweiten Schwester des verstorbenen Herzogs, Anna, der Pfalz- graf Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg, auf, und verlangte die Erb- schaft für seinen Sohn Wolfgang Wilhelm, indem er vorwandte, daß die männlichen Verwandten den weiblichen vorgehen müßten. Beide Präten- denten, Brandenburg und Pfalz-Neuburg, ließen auch sogleich Truppen ein- rücken, und es schien, als wenn ein Krieg zwischen ihnen nicht zu vermeiden sei. Da aber jetzt Kaiser Rudolph ihnen befahl, ihren Streit ruhen zu lassen, und seine Entscheidung zu erwarten, so fürchteten sie, daß sie, wenn sie sich nicht einigten, am Ende um die ganze Erbschaft kommen könnten, und schlos- sen einen Vergleich in Dortmund (1609), nach welchem sie zusammen- halten, und bis zur Entscheidung der Sache sich als gute Verwandte gegen einander betragen wollten. Diese Einigung war um so nöthiger, da sie arg- wöhnten, der Kaiser wolle sich wohl selbst in den Besitz jener Länder setzen. Denn er sandte ein Heer nach dem Jülichschen, das sich der Festung Jülich bemächtigte. Ein Krieg schien unvermeidlich, und wie leicht konnte er sich über ganz Deutschland verbreiten, da die damals eben zusammengetretene Union und selbst der König Heinrich Iv. von Frankreich sich für die beiden Präten-
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