1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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so ließ man sich doch dadurch nicht irre machen. Denn so lange man keine
Fernrohre hatte, konnte man keine großen Beobachtungen am Himmel anstellen.
Fast anderthalb Jahrtausend war dieses System in Geltung. Da gelang
es einem scharf denkenden, unbefangenen Forscher, Nikolaus Copernicus,
das wahre Verhältniß des Sonnensystems zu entdecken.
Copernicus wurde 1473 in Thorn geboren, studirte in Krakau Philo-
sophie und Medicin, und wurde zum Doctor ernannt. Aber keine Wissen-
schaft zog ihn mehr an als die Mathematik und die Astronomie, und da er
in Krakau gerade einen vorzüglichen Lehrer lregiomontanus) fand, so studirte
er mit solcher Lust und solchem Eifer, daß er bald seinen Lehrer übersah.
Nun reiste er nach Italien, studirte eine Zeitlang in Bologna, dann in Rom,
und erlangte hier schon großen Ruhm. Man machte ihn hier zum Professor
der Mathematik; er blieb aber nur einige Jahre da, weil er Domherr in
Frauenburg in Preußen geworden war. Hier in Frauenburg hatte er nun
Muße, ganz der Beobachtung der Gestirne obzuliegen, und es ist wirklich
recht bewunderungswürdig, mit welchem Scharfsinne der gelehrte Mann, ohne
Teleskope, mit nur ganz einfachen Instrumenten die wahre Stellung der Ge-
stirne heraus fand, und ihre Bewegungen berechnete. Im Jahre 1530 machte
er zuerst den Erfolg seiner genauen Beobachtungen bekannt, und nun strömten
viele gelehrte Männer zu ihm, um aus seinem eigenen Munde seine Belehrun-
gen zu erhalten. Er starb 1543. Er setzte die Sonne in die Mitte des
Planetensystems, und lehrte, daß sich um sie erst
Merkur, dann
Venus,
die Erde mit dem Monde,
Mars,
Jupiter,
Saturn
bewegten. Die übrigen Planeten waren damals noch nicht bekannt. Daß
seine Meinung die richtige sei, hat sich im Laufe der Zeiten durch die unzäh-
ligen Beobachtungen bewiesen, die seitdem angestellt sind.
Im 16. Jahrhundert aber lebte ein Mann, der ein neues Sternensystem
aufstellte, Tycho de Brahe. Er war 1546 in Schweden geboren, und
wurde, da das Gut seines Vaters in Schonen, einer damals dem Könige
von Dänemark gehörenden Provinz Schwedens, lag, nach Kopenhagen geschickt,
um da Rhetorik und Philosophie zu studiren. Als er 14 Jahre alt war,
traf eine Sonnenfiusterniß ein, und zwar zu der Zeit, die von den Astrono-
men vorher angekündigt worden war. Das machte solchen Eindruck auf ihn,
daß er wünschte, so viel zu lernen, um auch einmal dergleichen Veränderungen
vorher berechnen zu können. Er legte sich nun mit großem Eifer auf Ma-
thematik und Sternkunde, so schwer es ihm auch gemacht wurde. Denn.
als er, 16 Jahre alt, die Universität in Leipzig besuchte, wollte ihm sein Hof-^
meister durchaus nicht erlauben, etwas Anderes als die Rechte zu studiren,
und er durfte daher nur verstohlen in seinen astronomischen Büchern lesen,
die er immer in der Tasche bei sich trug, und wenn sein Hofmeister schlief,
stand er am offenen Fenster mit dem Himmels-Globus in der Hand, und
studirte die Sternbilder. Als er noch nicht 20 Jahre alt war, reiste er von