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1. Neue Geschichte - S. 119

1859 - Leipzig : Fleischer
119 sondern stellte sich mit seinem Euklides in der Hand an die halbgeöffnete Stubenthüre, und suchte zu Hause durch Nachdenken das Halbgehörte zu er- gänzen. Endlich sprach er den Lehrer um Unterricht an, wurde willig ange- nommen, und bald erstaunte jener über die tiefen Kenntnisse, die sich Galilei schon erworben hatte. Seitdem legte sich dieser ganz auf Mathematik. Seine Gelehrsamkeit empfahl ihn dem Großherzog von Florenz, der ihn in seinem Lüsten Jahre zum Professor der Mathematik in Pisa ernannte. Als solcher stellte er wichtige Versuche auf dem etwas schief hangenden Thurme dieser Stadt über die Geschwindigkeit fallender Körper an, und zeigte, daß die Mei- nung des Aristoteles (des Erziehers Alexanders des Großen) darüber falsch sei. So sehr auch dies seinen Ruhm erhöhte, so machte er sich doch auch viele Feinde dadurch, weil Aristoteles damals von allen Professoren und Stu- denten als untrügliches Orakel verehrt wurde. Mancherlei Verdrießlichkeiten bewogen ihn, nach zwei Jahren sein Amt niederzulegen, und nach Florenz zu gehen, wo ihn ein reicher Freund (Salviati) bei sich aufnahm. In dessen Hause lernte ihn ein venetianischer Senator (Sagredo) kennen; und dieser brachte es dahin, daß Galilei nach Padua als Lehrer der Mathematik be- rufen wurde. Hier strömte nun eine Menge Schüler herbei, ihn zu hören; auch ältere Leute besuchten seine Vorlesungen; selbst Fürsten und Prinzen ka- men nach Padua, um seine Bekanntschaft zu machen. Dabei machte er hier viele nützliche Erfindungen, z. B. die hydrostatische Wage. Er soll das Thermometer zuerst erfunden haben, dessen Erfindung man sonst auch dem Holländer Cornelius Drebbel zuschreibt; er erfand ein Mittel, die Kraft des Magnets bedeutend zu verstärken. Seine wichtigste Entdeckung war aber die der Ferngläser. Folgendes Ereigniß hatte ihn zuerst daraus geleitet. Die Kinder eines Brillenmachers in Middelburg in Holland, Cornelius Jansen, spielten einmal im Jahre 1609 mit mehreren Gläsern aus ihres Vaters Werkstatt Dabei hielten sie ein convex und ein concav geschliffenes hinter einander, sahen hindurch, und erstaunten, als sie den Wetterhahn des Kirchthurms, nach wel- chem sie ihre Gläser gerichtet hatten, so nahe erblickten. Sie erzählten ihre Entdeckung dem Vater, und der benutzte sie, um zwei solche Gläser in ein Rohr zusammenzusetzen. Da er aber kein denkender Kopf war, so wendete er das neue Instrument zu nichts Anderem an, als zur Spielerei und Be- friedigung der Neugier. Ganz anders war es mit Galilei. Kaum hörte er noch in demselben Jahre von jener Entdeckung, so eilte er auch, sie aufs Weiseste zu nutzen. Er kaufte eine Menge geschliffener Gläser von verschiedener Größe; nach we- nigen Tagen hatte er schon die Art erfunden, wie zwei und zwei zusammen- gesetzt werden müßten, um entfernte Gegenstände dem Auge näher zu bringen. Das erste Fernglas der Art vergrößerte nur neun Mal. Nach sechs Tagen reiste er nach Venedig, und setzte hier ein zweites zusammen, welches sechzig Mal vergrößerte, und ehe er noch von hier zurückreiste, brachte er noch ein drittes zu Stande von einer tausendfältigen Vergrößerung. Aber sein Haupt- verdienst bestand in der Anwendung der Erfindung aus die erhabenste aller menschlichen Wissenschaften, die Sternkunde. Er richtete das neuerfuudene Instrument gen Himmel, und siehe da! Tausende von Welten, die bisher dem
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