1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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sondern stellte sich mit seinem Euklides in der Hand an die halbgeöffnete
Stubenthüre, und suchte zu Hause durch Nachdenken das Halbgehörte zu er-
gänzen. Endlich sprach er den Lehrer um Unterricht an, wurde willig ange-
nommen, und bald erstaunte jener über die tiefen Kenntnisse, die sich Galilei
schon erworben hatte. Seitdem legte sich dieser ganz auf Mathematik. Seine
Gelehrsamkeit empfahl ihn dem Großherzog von Florenz, der ihn in seinem
Lüsten Jahre zum Professor der Mathematik in Pisa ernannte. Als solcher
stellte er wichtige Versuche auf dem etwas schief hangenden Thurme dieser
Stadt über die Geschwindigkeit fallender Körper an, und zeigte, daß die Mei-
nung des Aristoteles (des Erziehers Alexanders des Großen) darüber falsch
sei. So sehr auch dies seinen Ruhm erhöhte, so machte er sich doch auch
viele Feinde dadurch, weil Aristoteles damals von allen Professoren und Stu-
denten als untrügliches Orakel verehrt wurde. Mancherlei Verdrießlichkeiten
bewogen ihn, nach zwei Jahren sein Amt niederzulegen, und nach Florenz
zu gehen, wo ihn ein reicher Freund (Salviati) bei sich aufnahm. In dessen
Hause lernte ihn ein venetianischer Senator (Sagredo) kennen; und dieser
brachte es dahin, daß Galilei nach Padua als Lehrer der Mathematik be-
rufen wurde. Hier strömte nun eine Menge Schüler herbei, ihn zu hören;
auch ältere Leute besuchten seine Vorlesungen; selbst Fürsten und Prinzen ka-
men nach Padua, um seine Bekanntschaft zu machen. Dabei machte er hier
viele nützliche Erfindungen, z. B. die hydrostatische Wage. Er soll das
Thermometer zuerst erfunden haben, dessen Erfindung man sonst auch dem
Holländer Cornelius Drebbel zuschreibt; er erfand ein Mittel, die Kraft
des Magnets bedeutend zu verstärken. Seine wichtigste Entdeckung war aber
die der Ferngläser.
Folgendes Ereigniß hatte ihn zuerst daraus geleitet. Die Kinder eines
Brillenmachers in Middelburg in Holland, Cornelius Jansen, spielten
einmal im Jahre 1609 mit mehreren Gläsern aus ihres Vaters Werkstatt
Dabei hielten sie ein convex und ein concav geschliffenes hinter einander, sahen
hindurch, und erstaunten, als sie den Wetterhahn des Kirchthurms, nach wel-
chem sie ihre Gläser gerichtet hatten, so nahe erblickten. Sie erzählten ihre
Entdeckung dem Vater, und der benutzte sie, um zwei solche Gläser in ein
Rohr zusammenzusetzen. Da er aber kein denkender Kopf war, so wendete
er das neue Instrument zu nichts Anderem an, als zur Spielerei und Be-
friedigung der Neugier.
Ganz anders war es mit Galilei. Kaum hörte er noch in demselben
Jahre von jener Entdeckung, so eilte er auch, sie aufs Weiseste zu nutzen.
Er kaufte eine Menge geschliffener Gläser von verschiedener Größe; nach we-
nigen Tagen hatte er schon die Art erfunden, wie zwei und zwei zusammen-
gesetzt werden müßten, um entfernte Gegenstände dem Auge näher zu bringen.
Das erste Fernglas der Art vergrößerte nur neun Mal. Nach sechs Tagen
reiste er nach Venedig, und setzte hier ein zweites zusammen, welches sechzig
Mal vergrößerte, und ehe er noch von hier zurückreiste, brachte er noch ein
drittes zu Stande von einer tausendfältigen Vergrößerung. Aber sein Haupt-
verdienst bestand in der Anwendung der Erfindung aus die erhabenste aller
menschlichen Wissenschaften, die Sternkunde. Er richtete das neuerfuudene
Instrument gen Himmel, und siehe da! Tausende von Welten, die bisher dem