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1. Neue Geschichte - S. 120

1859 - Leipzig : Fleischer
120 Auge verborgen geblieben waren, zeigten sich ihm nun, und nun erst erkannte man mit Bestimmtheit, wie unrichtig die Systeme des Ptolemäus und des Tycho de Brahe, und wie richtig das copernicanische sei. Zuerst betrachtete Galilei den Mond, und erkannte hier, daß die Flecken Berge, Thäler und vielleicht Meere wären, ja er berechnete schon die Höhe der Mondberge aus ihrem Schatten. Ferner entdeckte er, daß die Planeten kein eigenes Licht hätten, sondern es, wie die Erde, von der Sonne erhielten. Von diesen Sternen schwang er sich zu den Fixsternen hinauf. Wie erstaunte er, als nun wohl zehnmal mehr Sterne seinem Auge sichtbar wurden, als man bisher gesehen hatte! Allein im Orion sah er 500 neue Sterne, und als er die Milchstraße betrachtete, entdeckte er, daß der matte Schein sich in zahllose Sterne auf- löse, die zu entfernt wären, als daß das unbewaffnete Auge sie einzeln erkennen könnte. Auch lösten sich nun die Nebelflecke in eine Masse von unzähligen Sternen auf. Daß er, trunken vor Freude und Bewunderung, nun jede sternenhelle Nacht zu Beobachtungen benutzte, braucht wohl nicht erst gesagt zu werden. „Ich bin vor Verwunderung außer mir," schrieb er an einen Freund, „und sage Gott unendlichen Dank, daß es ihm gefallen hat, so große und allen Jahrhunderten unbekannte Wunder durch mich zu entdecken." Jedes Jahr bereicherte er die Wissenschaft mit neuen Entdeckungen. So fand er, daß der Jupiter vier Monde habe. Dann richtete er seinen Blick auf die Sonne, und nahm wahr, daß die Sonnenflecke sich von Westen nach Osten bewegten, woraus er mit Recht schloß, daß sich die Sonne von Westen nach Osten um ihre Axe drehe. So sehr sich nun auch viele Gelehrte über diese herrlichen Entdeckungen freuten, vor Allen der berühmte Kepler in Prag, so sehr ärgerten sich Andere, besonders die Italiener, über ihn, theils aus Neid, theils weil ihr über Alles verehrter Aristoteles durch Galilei weit in den Hinter- grund gestellt wurde. Einer behauptete, schon Ptolemäus hätte das Fernrohr erfunden, ein Anderer, er sei der Entdecker der Jupitersmonde, und was des neidischen Geschwätzes mehr war. Bei dem Allen vergaß Galilei auch der Erde nicht, und stellte wichtige Beobachtungen an über die Schwere und das Gleichgewicht der festen und flüssigen Körper, erfand und vervollkommnete eine Menge von Maschinen, und erweiterte und verbesserte die Artillerie- und Kriegsbaukunst. Ungeachtet er so fleißig studirte, beobachtete, forschte und entdeckte, so war er doch keines- wegs ein finstrer, menschenscheuer Gelehrter, sondern im Gegentheil ein Freund der Geselligkeit, und brachte seine Erholungsstunden gern in Gesellschaften und bei Gastmählern zu. Im Jahre 1610 berief ihn der Großherzog von Florenz nach dieser Haupt- stadt als Mathematiker seines Hofes mit einem bedeutenden Gehalte. Wie freute er sich, in sein Vaterland zurückkehren zu können! Hier setzte er seine Beobachtungen am Himmel fort. Alle seine Entdeckungen können hier nicht angeführt werden. Es fei genug, die wichtigsten zu erwähnen, z. B. daß Venus und Mars, wie der Mond, zu- und abnähmen. In Rom, wo er seine Freunde besuchte, zeigte er diesen seine Entdeckungen am Himmel, und setzte sie so in Erstaunen, daß einer von ihnen an den Großherzog schrieb: „Er hat seine Entdeckungen so augenscheinlich bewiesen, daß alle sachverstän- dige Männer dieser Stadt die Wahrheit eingesehen und bewundert haben.
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