1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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gehre ihn nicht wieder, wenn ich ihn nicht für seinen Dienst gebrauchen soll."
Leopold schämte sich, ließ ihn sogleich wieder frei, und versprach ihm, daß er
nicht mehr vom Hofkriegsrathe abhängen solle.
Es ist oben erzählt worden, daß im westphälischen Frieden die Zahl der
Kurfürsten, deren es nach der goldenen Bulle nur 7 gab, auf 8 vermehrt
wurde, indem der Pfalzgraf, der im 3ojährigen Kriege seine Kurwürde an
Baiern verloren hatte, die 8. Kurwürde erhielt. Unter Leopolds Regierung
wurde nun noch eine 9. errichtet. Der Herzog Ernst August von Braun-
schweig-Lüneburg hatte den Kaiser sowohl im Kriege gegen die Türken
als gegen die Franzosen besonders thätig unterstützt. Um sich dankbar zu
beweisen, schlug Leopold den deutschen Fürsten vox, den Herzog zum Kurfür-
sten zu erheben. Dagegen legten zwar viele deutsche Fürsten Widerspruch ein;
dennoch ertheilte ihm der Kaiser die Belehnung als Kurfürst von Han-
nover 1692; aber erst 1798 wurde der Sohn und Nachfolger Ernst Augusts,
Georg Ludwig (seit 1698), förmlich ins Kurfürstencollegium eingeführt.
Eine andere Veränderung trug sich in Sachsen zu. Nachdem Joh. So-
bieski, König von Polen, 1696 gestorben war, bewarben sich der französische
Prinz von Conti und der Kurfürst von Sachsen Friedrich August um die
polnische Königskrone. Der Letztere hatte das meiste Geld, also den stärksten
Anhang, und wurde unter dem Namen Augusts Ii. (des Starken) als
König von Polen anerkannt. Doch mußte er zu diesem Zwecke zur katholi-
schen Kirche übertreten. Aeußerer Vortheil und Glanz galten ihm mehr als
seine religiöse Ueberzeugung. Jedoch gab er seinen sächsischen Unterthanen
die Versicherung, daß er sie bei ihrer Religionsfreiheit erhalten, auch nie ka-
tholische Minister annehmen wollte. Er regierte 1697—1733.
90. Der spanische Erbfolgekrieg. — Joseph I. — Karl Vi.
(Der spanische Erbfolgekrieg 1701 — 1714. Karls Ii. Tod 1700. Philipp von Anjou und
Erzherzog Karl. 1701: Eugen und Villeroi in Oberitalien. 1702: Wilhelms Iii. Tod.
Anna von England 1702—1714. Eugen und Vendome in Italien. 1703: Marlborough
in den spanischen Niederlanden. Villars in Baiern, Max. Emanuel in Tyrol. 1704 :
Treffen aus dem Schellenberge. Schlacht bei Höchstädt. Gibraltar. 1705: Joseph I.
1705 —1711. Aufstand der Baiern. 1706: Marlborough und Villeroi bei Ramillies.
Eugens Sieg bei Turin. 1707 : Daun in Neapel. Eugen vor Toulon. Berwiäs Sieg
bei Almanza. 1708: Eugen und Marlborough gegen Vendome bei Oudenarde. Frie-
densunterhandlungen. 1709: Schlacht bei Malplaquet. Whigs und Torys in England.
Abigail Hill. 1711: Karl Vi. 1711 - 1740. Frieden in Utrecht 1713, in Rastadt und
Baden 1714. Türkenkrieg 1716—1718. Schlachten bei Peterwardein 1716 und bei Bel-
grad 1717. Frieden in Passarowitz 1718. Die pragmatische Sanction.)
So viele Kriege auch Leopold schon geführt hatte, so war ihm doch der
bei Weitem wichtigste für seine letzten Lebensjahre aufgespart, der spanische
Erbfolgekrieg. König Karl Ii. von Spanien war so kränklich, daß man
seinen Tod täglich erwarten konnte, und da er keine Kinder hatte, so fragte
man sich, wer einmal seine weitläuftigen Länder erben sollte. Die nächsten
Verwandten waren Ludwig Xiv. und Leopold I. Beide hatten Schwestern
Karls Ii. zu Frauen, Beide waren Söhne zweier spanischer Prinzessinnen. *)
:) Siehe die Stammtafel S. 208.