1809 -
Leipzig Dresden
: Selbstverl. K. Engelhardt / Barth
- Autor: Engelhardt, Karl August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
' Sibylle war eine eben' so gute Gattin als
Mutter. Ibre Kinder erzog sie selbst. Ihrem
Gemahle, der oft im Gefängnis kein Geld hatte,
zu helfen, versezte und verkaufte sie ihre besten
Kleinodien, die sie ohnedem, fo lange das größte
Kleinod, Johann Friedrich, ihr fehlte, nicht tra-
gen mochte. Auch lies sie durch Freunde und Ver-
wandte den Kaiser oft um Freiheit für ihren Ge-
mahl bitten, aber leider umsonst.
Luther schildert Sibyllens und Johann Fried-
richs Ehe, da beide noch im höchsten Glanze leb-
ten, als ein Muster frommer Häuslichkeit. „Da
ist, sagt er, Gott Lob! ein züchtiges, ehrliches
Leben und Wandel, wahrhafter Mund, milde
Hand, ernstes, beständiges, treues Herz rc. daß
es ein schön Exempel seyn kann allen Fürsten, Her-
ren und Jedermann, ein christlich still Frauenzim-
mer, das einem Kloster, wie man zu rühmen pflegt,
gleich ist." rc.
Zwischen ihrem fürstlichen Zimmer und der
Wohnung einer armen Pfarrerswittwe, wo Bi-
bel, Gebetbuch, Rocken und Rahmen der beste
Hausrath find, war, wie ihre Biographen sagen,
fast kein Unterschied.
Wahrend Johann Friedrich im Gefängnis
schmachtete, hielt sie mit ihren Hofdamen täglich
Betstunde und lies die Schüler dreimal wöchent-
lich, für Erlösung ihres Gemahls, in der Schloß-
kirche zu Weimar die Litanei und das Lied: Ach
Herr, laß dir befohlen seyn rc. singen.
Ihr