1809 -
Leipzig Dresden
: Selbstverl. K. Engelhardt / Barth
- Autor: Engelhardt, Karl August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Mit Hülfe Gottscheds, der damals, als iun-
ger Leipziger Magister, den schönen Geist spielte,
brachte sie zuerst Stücke der Ausländer, be-
sonders der Franzosen, auf die Bühne. Nur
war sie in der Wahl nicht immer glücklich. Das
Trauerspiel Regulus, z. B. womit sie den An-
fang machte, hatte man in Paris ausgepfiffen
und doch sollten Deutsche nun daran sich ergöz-
zen. —
Mit den neuen ausländischen Stücken führte
sie auch einen bessern Geschmack im Anzuge ein,
der bisher entweder ganz ins Steife und Hölzerne
oder ins Burleske fiel. Daß sie die unbändigen
Fischbeinröcke, die panzerartigen Schnürbrüste,
die kugelfesten Haarbollwerke, die thurmähnlichen
Fantangen und andere Auswüchse des weiblichen
Puzes nicht ganz abschafte, war natürlich; denn
Auge und Geschmack hatten sich leider! nur zu
lange daran gewöhnt.
Stehende Bühnen gab cs damals noch
nicht und so zog denn auch die Neuber mit ihrem
Theater von Stadt zu Stadt und kehrte endlich,
nachdem sie in Braunschweig, Kiel, Strasburg,
Frankfurt rc. mit dem größten Beifall gespielt
hatte, 17z/ nach Leipzig zurück., Eine fremde
Truppe hatte indes das Theater in Beschlag ge-
nommen. Sie mußte also, wollte sie nicht mit
leeren Händen fürbaß ziehen, in einer hölzernen
Bude bei Boftns Garten spielen.
Und hier war es, wo sie, besonders auf
Gottscheds Zudringlichkeiten, den Hanswurst
mit